Essen/München. . Für Solar Millennium, den insolventen Solarkraftwerkshersteller, gibt es Kaufinteressenten. Dazu soll auch der Essener Anlagenbauer Ferrostaal gehören. Als eine der weltweit wenigen Firmen hat sich das Erlanger Solarunternehmen auf Solartechnik mit Spiegeln und Turbinen spezialisiert .
Für den insolventen Sonnenkraftwerkshersteller Solar Millennium gibt es offenbar mehrere potenzielle Käufer. „Es gibt bereits Interessenten, wir werden häufig angesprochen“, sagte Insolvenzverwalter Volker Böhm der „Financial Times Deutschland“. Nach Angaben des Blatts sind unter den möglichen Investoren der Essener Industriekonzern und Solar-Millennium-Geschäftspartner Ferrostaal und ein Bauunternehmen. Ferrostaal nahm dazu keine Stellung.
„Es gibt strategische Investoren aus dem In- und Ausland, die sich für das Unternehmen als Ganzes interessieren“, so Böhm. „Das Know-how des Unternehmens ist interessant.“ Als eine der weltweit wenigen Firmen hat sich das Erlanger Unternehmen auf Solartechnik mit Spiegeln und Turbinen spezialisiert .
Von der Pleite Solar Millenniums sind bis zu 16 000 Kleinanleger betroffen. Sie teilen sich Forderungen in Höhe von rund 227 Millionen Euro und müssen diese nach formeller Eröffnung des Insolvenzverfahrens, voraussichtlich im März, bei Böhm anmelden. Dann werden sie entsprechend einer vermutlich niedrigen Quote entschädigt. Ganz schlecht sieht es dagegen für die 14 000 Aktionäre der zahlungsunfähigen Solar Milliennium AG aus. Sie haben erst dann Anspruch auf Geld, wenn alle anderen Gläubiger vollständig befriedigt sind. Das gilt jedoch als unmöglich. Solar Millennium wächst sich so zur größten Anlegerpleite seit zwei Jahren aus.
Börsenwert betrug früher eine halbe Milliarde Euro
Dabei hatte Solar Millennium einmal einen Börsenwert von einer halbe Milliarde Euro. Kurz vor Weihnachten musste das Unternehmen aber Insolvenz anmelden. Seitdem versucht sich der vorläufige Insolvenzverwalter ein Bild von der Lage zu machen. Zumindest aber hat ein erster Blick hinter die Kulissen des skandalumwitterten Pleiteunternehmens keine Hinweise für kriminelle Aktivitäten zu Tage gefördert.
Doch das muss nicht so bleiben. Es gehöre zu seinen Aufgaben, mögliche Schadenersatzansprüche gegen Verantwortliche zu prüfen und durchzusetzen, betonte Böhm. Anlegerschützer wittern Betrug. Solar Millennium ist in Ermittlungen um Insiderhandel und Untreue verwickelt. Das Unternehmen belasten außerdem ein offenes Gerichtsverfahren mit dem Kurzzeitvorstandschef Utz Claassen und diverse Projekte, bei denen unklar ist, ob sie sich noch umsetzen lassen.
Käufer soll bis Ende Februar gefunden werden
Bis Ende Februar versucht der vorläufige Insolvenzverwalter, Solar Millennium ganz oder in Teilen zu verkaufen und hält den Betrieb so lange aufrecht. Jedoch ist es zweifelhaft, ob es gelingt, Solar Millennium als Ganzes zu verkaufen, hieß es. Schließlich seien die Risiken eben wegen der dubiosen Geschichte des Unternehmens hoch. An Unternehmenswerten gibt es außer einem Team von Projektentwicklern für Sonnenkraftwerke, eine Technologie-Tochter und anderen Beteiligungen sowie insgesamt 60 Projektgesellschaften. Diese verschachtelte Firmenstruktur sei eine besondere Herausforderung für den Verkauf, betont Böhm. Er hat die Unternehmensberatung Deloitte mit der Investorensuche beauftragt.
Bei allen Projekten hat Solar Millenium mit Partnern wie Ferrostaal kooperiert, die infolge der Pleite nun berechtigt sind, die Anteile der Erlanger gegen Entschädigung einzuziehen. Diese Projekte sind Böhms Zugriff entzogen.
Leicht zu durchschauen und in den Griff zu bekommen ist der hinterlassene Scherbenhaufen nicht, obwohl Solar Millennium nur ein kleiner Mittelständler mit gerade elf Millionen Euro Umsatz zum Halbjahr 2011 und 310 Beschäftigten war. Von der Pleite betroffen sind 60 Mitarbeiter, deren Löhne bis Ende Februar über staatliches Insolvenzgeld bezahlt werden. (Zusammen miit dapd)