Essen. RWE baut seine Solarstrom-Erzeugung aus. Der zweitgrößte deutsche Energiekonzern investiert gemeinsam dem Essener Anlagenbauer MAN Ferrostaal und weiteren Partnern in ein Solarthermie-Kraftwerk im sonnenreichen Spanien.
„Solarthermie ist wirtschaftlicher als die Photovoltaik und hat den Vorteil, dass erzeugte Energie in einer Salzmasse gespeichert werden kann – auch über Nacht”, sagte der Chef der Erneuerbaren-Energien-Sparte RWE Innogy, Fritz Vahrenholt, der WAZ-Gruppe.
„Die Technik steht aber noch am Anfang", betont der Topmanager. "Vergleicht man ihren Entwicklungsstand mit dem der Autobranche, steckt die Solarthermie etwa in den 1920ern – also noch kurz vor der Serienfertigung.” Weltweit gebe es bisher etwa ein Dutzend Solarthermie-Anlagen.
Strom für 500 000 Menschen
Das spanische Kraftwerk „Andasol 3” soll wie die zwei Nachbar-Anlagen 50 Megawatt Leistung liefern. Die drei Solarthermie-Kraftwerke könnten laut RWE eine halbe Million Menschen mit Strom versorgen und bis zu 450 000 Tonnen des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) vermeiden.
Andasol 1 bis 3 bedeckten in der kargen südspanischen Landschaft rund 1,5 Millionen Quadratmeter – das entspreche 210 Fußballfeldern – mit Parabolspiegeln. Diese Spiegel bündeln Sonnenstrahlen und erhitzen Flüssigkeit. Dampf entsteht, er treibt Turbinen an. Angeschlossene Generatoren erzeugen Strom.
RWE und MAN Ferrostaal mit Minderheitsanteilen
Die bayerische Solar Millenium entwickelte das Kraftwerk. Den Hauptanteil am Projekt „Andasol 3” in der sonnenreichen Provinz Granada schultern die Stadtwerke München: Sie halten 48,9 Prozent an der Projektfirma.
RWE Innogy und der Kölner Energieversorger RheinEnergie besitzen 25,1 Prozent. 26 Prozent halten der dem Essener Anlagenbauer MAN Ferrostaal und Solar Millenium.
"Sauberer" Strom für alle Münchner
Die Münchner Stadtwerke verfolgen mit ihrer spanischen Beteiligung ehrgeizige Ziele. „München soll die erste deutsche Großstadt werden, in der alle Privathaushalte mit regenerativ erzeugtem Strom versorgt werden könnten, der in stadtwerkeeigenen Anlagen erzeugt wird”, sagt Geschäftsführer Kurt Mühlhäuser. Bisher nutze die Stadt Wasserkraft, Windkraft, Biomasse und Photovoltaik.
Wie teuer der Bau von Andasol 3 wird, sagte RWE-Manager Vahrenholt nicht. Branchenkreise schätzen die Gesamtinvestition auf bis zu 500 Millionen Euro. „Dank der spanischen Förderung für Andasol können wir unsere Kosten decken und das Kraftwerk gewinnbringend betreiben”, sagte Vahrenholt.
Desertec-Startschuss
Am Montag (13. Juli) fällt derweil der Startschuss für das Riesen-Solarprojekt Desertec in der Sahara: Die beteiligten Firmen – darunter RWE und Eon – unterzeichnen eine Absichtserklärung. „Die Planungsphase für Desertec dürfte etwa drei Jahre dauern”, sagte Vahrenholt. Die Solaranlagen in der afrikanischen Wüste sollen in elf Jahren ans Netz.