Essen. . Die Solarbranche plagt heftige Probleme. Die Konkurrenz aus China hat den Markt aufgerollt und die Preise gedrückt. Zahlreiche deutsche Unternehmen schreiben tiefrote Zahlen.
Der Sommer mag verregnet sein, doch der deutschen Solarbranche müsste trotzdem die Sonne lachen. Unmittelbar nach der Atom-Katastrophe in Fukushima schossen die Aktienkurse von Unternehmen wie Solarworld, Q-Cells oder Solon in die Höhe, mit dem Atomausstieg und der Energiewende wähnte man die Branche auf der Gewinnerseite. Inzwischen verdecken dunkle Wolken die Sonne. Die Börsenkurse zeigen seit Monaten kontinuierlich nach „Süden“ – Börsianersprache für abwärts und klares Indiz für große Probleme.
Ein krasses Beispiel für die Schwierigkeiten der „Sonnenanbeter“ liefert Solar Millennium. Das Unternehmen aus Erlangen plante in Kalifornien das weltgrößte Solarkraftwerk. Als Firmenchef Christoph Wolff in der vergangenen Woche das milliardenschwere Projekt abblies, brach der Aktienkurs um mehr als zwei Drittel ein. Erst bei 3,81 Euro stoppte der Sturzflug.
Über diesen Wert wäre man bei der Conergy AG wohl sehr froh, das Hamburger Unternehmen notiert bei rund 50 Cent. Auch Q-Cells pendelt unter der Euro-Marke. Erst vier Jahre ist es her, dass Q-Cells Weltmarktführer bei der Produktion von Solarzellen war, inzwischen haben sich Millionenverluste angehäuft, Arbeitsplätze werden gestrichen, Teile der Produktion nach Fernost verlagert.
Vergleichsweise glimpflich kam bislang die Bonner Solarworld AG davon. Zwar schmolz der Gewinn binnen Jahresfrist um zwei Drittel, doch unter dem Strich stehen noch schwarze Zahlen. Nur zur Erinnerung: Im Herbst 2008 wollte der extrovertierte Firmenchef Frank Asbeck die deutschen Opelwerke übernehmen.
Chinesische Firmen haben den Markt aufgerollt
Warum stecken die deutschen Photovoltaiker in der Bredouille? Noch vor zwei Jahren konnten die Hersteller die Nachfrage nach Photovoltaikanlagen nicht befriedigen, inzwischen herrscht ein Überangebot. Und an dieser Stelle verschattet China mit seinem Staatskapitalismus die einst glänzenden deutschen Aussichten. „Angesichts der großen direkten finanziellen Hilfen kann man sicher nicht von gleichen Ausgangspositionen sprechen“, sagt Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Solarwirtschaft (BSW). Firmen wie Suntech, JA Solar oder Yingli haben dank Milliarden Euro an Fördergeldern des Staates den Markt bei der Produktion von Solarzellen überrollt. Etwa jede zweite kommt aus dem Reich der Mitte. Es klingt paradox: Doch gerade weil die Chinesen mit Verspätung „Brüder, zur Sonne“ riefen, haben sie jetzt den Platz an der Sonne. Denn ihre Produktionsstätten – von deutschen Anlagenbauern geliefert – sind moderner und effizienter. In Kombination mit geringeren Lohnkosten können die Chinesen die Preise bestimmen. Einigen deutschen Produzenten fehlt das Geld, um in neue Produktionsanlagen zu investieren.
Fester Platz in der deutschen Energielandschaft
Hinzu kommt, dass die Solarenergie nicht ohne staatliche Subventionen auskommt. Doch die Höhe der Vergütung ist eine immer wiederkehrende Zitterpartie. Wer weiß schon, ob eine Neufassung des Energie-Einspeisegesetzes (EEG) nicht schlechtere Bedingungen für die Branche bringt. Das erschwert die mittelfristige Planung und lässt Banken als Kreditgeber sehr zurückhaltend agieren.
Für Stephan Wulf, Analyst für Erneuerbare Energien beim Hamburger Bankhaus M.M. Warburg, hat die Solarenergie langfristig einen festen Platz in der deutschen Energielandschaft. Der BSW erwartet bis 2020 weltweit eine Verdreifachung der Nachfrage nach Photovoltaik. „Von diesem stark wachsenden Weltmarkt werden auch viele deutsche Unternehmen profitieren“, so Carsten Körnig.
Doch für manche Firma gilt es zunächst, kurzfristig zu überleben.