Frankfurt/Main. Deutschland verdient zurzeit Geld am Schuldenmachen. 3,9 Millionen Euro neue Schulden hat der Bund aufgenommen. Der Zins für diese Staatspapiere, die eine Laufzeit von sechs Monaten haben, war negativ: Die Investoren zahlen drauf.
Deutschland hat am Montag durch Schuldenmachen auf einen Schlag 242.000 Euro verdient. Nach Angaben der Bundesbank waren Investoren in einer Auktion bereit, für die hohe Sicherheit deutscher Staatspapiere draufzuzahlen. Die Bieter - typischerweise Pensionsfonds, außereuropäische Zentralbanken und Geschäftsbanken - standen dafür sogar Schlange. Das Angebot war 1,8-fach überzeichnet.
Insgesamt verkaufte der Bund unverzinsliche Schatzanweisungen im Volumen von 3,9 Milliarden Euro. Das Geschäft wird ein halbes Jahr lang laufen. Die Rendite, die im Bankwesen immer für ein volles Jahr angeben wird, war mit minus 0,0122 Prozent erstmals für diese Laufzeit negativ.
Kurse ließen auf negative Rendite schließen
Den ersten Fall negativer Renditen hatte es im Herbst vergangenen Jahres gegeben. Damals waren Investoren bereit, bei der Aufstockung einer fünfjährigen Anleihe auf die Rendite zu verzichten und sogar mehr hinzulegen, als sie unterm Strich verdienen konnten.
„Wir sind von dem Resultat der Auktion nicht überrascht“, sagte ein Sprecher der Frankfurter Bundesfinanzagentur, die für den Bund am Markt auftritt. Die Kurse für bereits platzierte Schatzanweisungen hätten darauf schließen lassen, dass es zu einer negativen Rendite kommen könnte. Die Agentur hatte diese Möglichkeit erst im vergangenen Jahr geschaffen, da es vorher niemals nötig erschien.
Investoren fehlen die Alternativen
„Es zeigt, dass wir in besonderen Zeiten im Kapitalmarkt leben. Es kommt einiges zusammen, dass dazu geführt hat“, sagte der Rentenmarktstratege der Hessischen Landesbank, Ulf Krauss. „Viele handeln nach dem Motto ‘Sicherheit vor Rendite’.“Außerdem sei viel Liquidität im Markt, seit die Europäische Zentralbank (EZB) den Banken im Dezember fast eine halbe Billion Euro für drei Jahre geliehen hat. Auch in anderen Ländern habe das die Renditen kurzfristiger Anleihen gedrückt - negative gebe es aber nur in Deutschland, sagte Krauss.
Dass extrem viel Geld im Umlauf ist, zeigen auch neue Zahlen der EZB: Die Banken „parkten“ über das Wochenende die Rekordsumme von 463,6 Milliarden Euro auf ihren EZB-Konten, der sogenannten Angstkasse. In normalen Zeiten verleihen sie das Geld lieber weiter, weil sie dann etwas verdienen können. Bei der EZB erhalten die Banken lediglich einen Zinssatz von 0,25 Prozent, wenn sie das Geld für eine Nacht dort lassen. Allerdings haben sie es sich meistens zuvor für ein Prozent Zinsen geliehen. (dapd)