Frankfurt am Main. 523 Geschäftsbanken in der Euro-Zone profitieren von diesem Geld. Sie zahlen für die Kredite nur ein Prozent Zinsen und durften als Sicherheiten Papiere angeben, die am Markt sonst niemand haben wollen würde. Analysten hatten mit deutlich weniger Unterstützung gerechnet.

Es ist eine der bisher drastischsten Maßnahmen gegen die Krise: Die Banken bekommen von der Europäischen Zentralbank (EZB) fast 500 Milliarden Euro für drei Jahre geliehen und müssen kaum dafür Zinsen bezahlen. Noch nie wurde in der Eurozone soviel Geld für so lange Zeit für so wenig Zinsen verliehen - schon gar nicht an Risiko-Kandidaten wie Banken.

Das kann nur die EZB. Nachdem 523 Banken am Mittwoch angaben, wie viel sie haben wollten, kündigte die EZB an, ihnen am Donnerstag genau 489,2 Milliarden zu überweisen. Zuvor hatte sie versprochen, sämtliche Kreditanfragen zu erfüllen. Dafür müssen die Banken zwar Sicherheiten hinterlegen, teilweise können sie dafür jedoch Papiere nutzen, die sonst kaum einer am Markt haben will.

Ein richtiger Schritt

"Das ist nun wahrlich ein Geldsegen", sagte Geldmarkthändler Bernd Hartwig, der bei der NordLB in Hannover die EZB-Aktion beobachtete. Die Größenordnung der Liquiditäts-Flutung sei in etwa zu erwarten gewesen. "Die EZB will auf jeden Fall verhindern, dass es zu Problemen kommt."

Es ist der richtige Schritt, "um der Gefahr einer Kreditklemme im Euro-Raum zu begegnen", sagte auch der Hauptgeschäftsführer des Bankenverbandes, Michael Kemmer.

Der Kredit hat eine Laufzeit von 1.134 Tagen. Allerdings haben die Banken die Möglichkeit, den Kredit nach einem Jahr abzulösen. Dass sie davon Gebrauch machen, halten Analysten für unwahrscheinlich. Dafür müssten die Zinsen weiter sinken und die langfristigen EZB-Leihen vom Sonderfall zur Gewohnheit werden.

Banken gehen kaum noch Risiken ein

Die EZB wolle endlich das Hauptproblem der Krise lösen, hatte EZB-Präsident Mario Draghi gesagt, als er die ungewöhnliche Maßnahme Anfang Dezember ankündigte. "Das Geld zirkuliert einfach nicht" in der Wirtschaft. Damit meinte er, dass die EZB den Banken zwar viel Geld zu niedrigen Zinsen biete - die Banken diese aber kaum an die Wirtschaft weitergäben. Denn das durch die Finanzkrise und die erhöhten Kapitalanforderungen stark belastete Bankwesen Europas geht selbst kaum noch Risiken ein.

Sogar auf Export ausgerichteten Boombranchen klagen mittlerweile über immer knausriger werdende Banken, die ihnen kurzfristige Kredite zur Vorfinanzierung von Projekten verwehren. In den Chor stimmten zuletzt der Mittelstand der Metall- und Elektrobranche, der Verband der Chemischen Industrie und die im VDMA organisierten Maschinen- und Anlagenhersteller ein. Außerhalb Deutschlands sehen einige Beobachter bereits eine Kreditklemme, die sich eingenistet habe.

Draghi sagte, er hoffe, dass die Banken durch den Geldregen so viel Liquidität zur Verfügung hätten, dass sie die niedrigen Zinsen endlich an die Unternehmen und die 330 Millionen Verbraucher in der Eurozone weitergeben. Und es nicht aus Angst vor der eigenen Zahlungsunfähigkeit horten. (dapd)