Essen. . Dem Ruhrgebiet gehen die Gewerbeflächen aus. Nur noch 1353 Hektar können sofort ausgewiesen werden. Das reicht nur noch für wenige Jahre, schätzen die Wirtschaftsförderer der Region.

Wenn morgen ein Autokonzern im Ruhrgebiet anklopfen würde, um hier eine größere Fabrik zu bauen, müsste er abgewiesen werden. Der Grund: Dem Revier gehen die großen Gewerbeflächen aus. Der Vorrat reicht nur noch fünf Jahre. Das ergab eine Bestandsaufnahme in den 53 Ruhrgebietsstädten.

„Die Industrie muss sich weiter entwickeln können, Deshalb brauchen wir zusätzliche Flächen“, sagt Thomas Westphal, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Metropole Ruhr GmbH (WMR).

Die Wirtschaftsförderer haben alle lokalen Daten digital zusammengetragen. Danach gibt es im Revier ein Gewerbeflächen-Potenzial von 2709 Hektar. Nutzbar, also ohne Altlasten und topographische Einschränkungen, sind aber nur 1353 Hektar. Das heißt: 50 Prozent der Industriebrachen im Revier und 30 Prozent der Freiflächen sind nicht sofort nutzbar.

Bei einer durchschnittlichen Vermarktung von jährlich 212 Hektar, wie es sie zuletzt gegeben hat, ist das Ende in greifbarer Nähe: Der Gewerbeflächenvorrat dürfte nur noch zehn Jahre reichen. Zumal Kommunen pro Jahr sieben Hektar gewerblicher Potenzialflächen für andere Zwecke wie Sportplätze oder Sicherungsbauten umnutzen.

Altlasten sanieren

Laut Wirtschaftsförderer Westphal ist die absehbare Gewerbeflächen-Knappheit in Essen, Gelsenkirchen, Herne, Bottrop, Oberhausen und Mülheim am größten. Dabei gab es Firmen-Neuansiedlungen und Erweiterungen bestehender Unternehmen nur zu einem Drittel auf neu ausgewiesenen Gewerbeflächen. Im Durchschnitt der letzten fünf Jahre waren es 212 Hektar. Der größte Batzen (347 Hektar) des Flächen-„Umschlags“ fand auf bestehenden Gewerbeimmobilien statt. Entsprechend wuchs die wirtschaftlich genutzte Fläche im Revier von 2005 bis 2010 nur um 691 Hektar oder drei Prozent. Leerstände sind kein großes Problem.

Damit das Ruhrgebiet bei möglichen Ansiedlungen im Wettbewerb mit anderen Regionen nicht abgehängt wird, will Westphal die Landesregierung ermuntern, mehr finanzielle Mittel in die Altlasten-Sanierung zu stecken. Und die Wirtschaftsförderer wollen mit Unternehmen ins Gespräch kommen, die über Reserveflächen verfügen, diese aber nicht benötigen. Immerhin sind 1000 Hektar nicht genutzte Gewerbeflächen in privater Hand.