Düsseldorf. In den Nachfolge-Instituten können nach der Zerschlagung der WestLB maximal 1800 der bisher 4300 Mitarbeiter der Landesbank unterkommen. Die WestLB-Spitze hofft, dass man betriebsbedingte Kündigungen so lange wie möglich hinausschieben kann. Sie blieben aber „die ultima ratio“, so der bisherige WestLB-Chef Dietrich Voigtländer.

Als Dietrich Voigtländer am Mittwochmorgen um 9.30 Uhr per Video-Schaltung zu den weltweit rund 4300 Mitarbeitern der WestLB sprach, wusste der 53-jährige Vorstandsvorsitzende der einst so stolzen Landesbank, dass er der gesamten Belegschaft die vorweihnachtliche Stimmung rauben würde. „Massiver Personalabbau“, „Abwicklung“, gar „kopernikanische Zeitenwende im Bankensektor“ und „betriebsbedingte Kündigungen“ waren die deprimierenden Vokabeln, die an diesem denkwürdigen Vormittag nur so durch die Düsseldorfer Zentrale des Geldinstituts flogen.

Dass der Name „WestLB“, lange Synonym für eine machtvolle Verbindung von Geldwirtschaft und Strukturpolitik in NRW, 2012 verschwinden würde, war seit längerem klar. Seit Dienstag gibt es jedoch schriftlich, wie sich die Wettbewerbshüter der EU-Kommission die „Zerschlagung“ der Landesbank vorstellen. Zerschlagung! Brüssel mochte selbst im offiziellen Amtsverkehr nicht schonend von „Umbau“ reden. Voigtländer empfindet das als „unfaires Nachtreten“. Es klingt so wenig nach Neuanfang. Dabei will Voigtländer tapfer an die „Marktchance“ der WestLB-Überbleibsel glauben.

Dienstleister statt Universalbank

Rechtsnachfolgerin der einst größten Landesbank Deutschlands soll am 1. Juli 2012 eine Service- und Portfoliomanagementbank (Arbeitstitel: SPM) werden. Sie wird keine Universalbank mehr sein, sondern noch ein Dienstleister, etwa bei der Abwicklung von faulen Wertpapieren und Krediten. Die beiden wichtigsten Kunden der SPM sind zunächst die übrigen Restposten der WestLB: die neue Sparkassen-Verbundbank, die unter das Dach der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) schlüpft und künftig als Zweigstelle in Düsseldorf verbleibt; und die Erste Abwicklungsanstalt (EAA), die als „Bad Bank“ bereits seit 2009 überbewertete Papiere in Milliardenhöhe betreut.

Bis Ende 2016 gibt die EU-Kommission dem staatlichen WestLB-Überbleibsel SPM Zeit, um sich als eigenständiger Serviceanbieter zu etablieren. Danach muss das Land NRW als Eigentümer auch diesen kleinen Rest verkauft haben. Voigtländer glaubt, dass die SPM im Zuge der Bankenkrise zusätzliche Kunden gewinnt. Viele Banken könnten in die Lage versetzt werden, die Expertise der WestLB bei der Abwicklung von Schrottinvestitionen zu nutzen. Voigtländer wird auch unter SPM-Fahne Chef bleiben: „Ich nehme meine Verantwortung wahr.“ Die Möglichkeit eines neuen Drittgeschäfts war Ergebnis harter Verhandlungen mit Brüssel. Es ist ein Strohhalm für viele Mitarbeiter.

2500 Stellen könnten wegfallen

Wie der drastische Personalabbau organisiert werden soll, blieb auch am Mittwoch offen. In der Sparkassen-Verbundbank und der SPM können maximal 1800 der 4300 Mitarbeiter unterkommen. Manche Geschäftsfelder samt Mitarbeitern könnten zwar noch bis zum Stichtag am 30. Juni 2012 verkauft werden, doch das Marktumfeld ist schlecht. Nicht zuletzt die gescheiterte Veräußerung der Immobiliensparte Westimmo hat das gezeigt. Man filettiert deshalb das Angebot nach inhaltlichen und regionalen Aspekten, um es attraktiver zu machen.

Grundlage für einen Sozialplan ist ein im November mit Verdi ausgehandelter Haustarifvertrag, der Abfindungen und Stellenabbau-Ziele berücksichtigt. Die WestLB-Spitze hofft, dass man betriebsbedingte Kündigungen so lange wie möglich hinausschieben kann. Sie blieben aber „die ultima ratio“, so Voigtländer.

Hohe Kosten fürs Land

Für das Land werden die von der EU-Kommission auf 4,6 bis 5,9 Milliarden Euro taxierten Abwicklungskosten ohnehin enorm hoch sein. Die Landesregierung steht für die Pensionslasten gerade und muss damit rechnen, dass zahlreiche beamtenähnlich abgesicherte WestLB-Beschäftigte so schnell nicht gehen werden. Mit sanften Altersteilzeit-Regelungen kommt man nicht weiter. Das Gros der Beschäftigten, so Voigtländer, sei zwischen 40 und 45 Jahren alt.