Essen/Berlin. . Bei unseren Nachbarn in Österreich läuft’s einiges beim Tanken kundenfreundlicher. Es gibt nur eine Spritpreiserhöhung am Tag, aber beliebig viele Preissenkungen. Zudem können Autofahrer die Preise zeitnah im Internet vergleichen. Ist das ein Vorbild für Deutschland?
Tanken wie in Österreich – für mehrere Bundestagspolitiker ist das offenbar ein für Deutschland erstrebenswertes Ziel. Es ist zwar nicht so, dass sich die Spritpreise hier und dort erheblich unterscheiden. Aber im Nachbarland gibt es eine Regel, die den Autofahrern zumindest etwas mehr Übersicht über den Spritpreis beschert.
Nur einmal am Tag dürfen Tankstellenbetreiber in Österreich Benzin oder Diesel verteuern. „Es gibt sogar einen einheitlichen Erhöhungszeitpunkt. Nach zwölf Uhr mittags darf Sprit für 24 Stunden nicht mehr teurer werden“, erklärt Martin Grasslober vom österreichischen Automobilclub ÖAMTC. Preissenkungen können hingegen beliebig oft vorgenommen werden. „Dann wissen die Leute zumindest immer, wann es am günstigsten ist, nämlich kurz vor zwölf“, so Grasslober. Die Vorschrift habe sich bewährt.
Autofahrer können im Internet jederzeit vergleichen
Noch etwas bietet die Alpenrepublik ihren Chauffeuren: Alle Betreiber von Tankstellen müssen einen „Online-Spritpreisrechner“ laufend mit aktuellen Daten füttern. Autofahrer können im Internet jederzeit vergleichen, welche Preise die Tankstellen in ihrer Nähe oder in anderen Landesteilen gerade verlangen.
Mechthild Heil, Verbraucherschutz-Beauftragte der Union im Bundestag, macht sich dafür stark, dass auch in Deutschland „Tankstellen nur noch einmal am Tag die Preise anheben dürfen.“ Ihr CSU-Kollege Johannes Singhammer sieht es ähnlich: „Wir sollten per Gesetz gegen hohe Benzinpreise vorgehen und das österreichische Modell übernehmen.“
150 Preisrunden im Jahr
In den Ministerien finden solche Vorstöße kein Gehör. „Davon bin ich nicht wirklich überzeugt. Die Österreicher haben höhere und schnellere Preissteigerungen als wir“, sagte Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) der WAZ-Mediengruppe. Wichtiger sei, dass die Konzerne ihre marktbeherrschende Stellung nicht missbrauchen könnten, indem sie die kleinen Tankstellenbesitzer unter Druck setzten.
„Die österreichische Regelung ist nicht unmittelbar übertragbar, weil in Deutschland die Preise ohnehin nur einmal am Tag erhöht werden, aber zum Teil mehrfach gesenkt“, erklärte das Verbraucherschutzministerium.
Der ADAC mag sich mit dem Vorbild Österreich ebenfalls nicht anfreunden: „Das bringt nichts. Wir haben in Deutschland im Jahr etwa 150 Preiserhöhungen an den Zapfsäulen. Im Nachbarland sind es wesentlich mehr, und das kann auch zu steigenden Preisen führen“, sagte ADAC-Sprecher Klaus Reindl. Der Verbraucher müsse dort genau wie in Deutschland immer noch die Preise vergleichen.
Der Automobilclub unterstützt im Kampf gegen hohe Spritpreise die Pläne der Bundesregierung. Es sei richtig, die Marktmacht des „Sprit-Oligopols“, also der fünf großen Mineralölkonzerne, zu brechen.
Am aktuell hohen Dieselpreis, da sind sich die Experten einig, würde eine Vorschrift nach österreichischem Vorbild nichts ändern. Jenseits der Grenze ist Diesel sogar teurer als Super. In Deutschland wird Diesel nach Einschätzung des ADAC derzeit etwa sechs bis acht Cent zu teuer verkauft.