Brüssel. . Die Rettungsstrategie der EU für Griechenland stößt bei der Industrie- und Handelskammer des Landes auf Kritik: Der Pleitestaat brauche zunächst Investitionen europäischer Unternehmer. Bisher erinnere das Vorgehen jedoch an „eine Operation am offenen Herzen ohne Herz-Lungen-Maschine“.

Europa muss seine bisherige erfolglose Rettungsstrategie für das pleitebedrohte Griechenland ändern. Das fordert der Geschäftsführer der Deutsch-Griechischen Industrie- und Handelskammer (Athen), Martin Knapp. Der Schuldenstaat brauche – wie andere Sorgenländer - vor allem Investitionen europäischer Unternehmen, damit die Wirtschaft gesunde, sagte er in Brüssel.

Wie die Experten der EU-Kommission, der Europäischen Zentralbank und des Internationalen Währungsfonds IWF – die „Troika“ - bisher mit Griechenland verfahren seien, „erinnert stark eine Operation am offenen Herzen ohne Herz-Lungen-Maschine“, kritisierte Knapp. Die Troika verlangt im Gegenzug für Notkredite, dass Griechenland spart und seine Wirtschaft umbaut. Er mache den Geldgebern jedoch keinen Vorwurf, sagte Knapp. „Strukturreformen sind nötig. Aber das ist nur ein Bein, das zweite Bein fehlt.“

Griechenland brauche Investitionen aus Europa in seine Wirtschaft. „Es wäre ein sehr deutliches Signal an die Finanzmärkte, wenn Unternehmen aus Europa ihre nächsten Investitionen in einem Euro-Problemland tätigen würden“, sagte Knapp. „Es müsste einen Euro-Patriotismus geben.“

Banken vergeben nur sehr zögerlich Kredite

Zudem müsse die Kreditklemme in Griechenland endlich überwunden werden, damit dort ansässige Unternehmen wieder an Geld kämen. Dafür könnten auch EU-Fördergelder umgewidmet werden, schlägt Knapp vor. Da auch die Banken des hoch verschuldeten Staats angeschlagen sind, vergeben sie nur sehr zögerlich Kredite.

„Zunehmend greift die Krise den gesunden Kern der griechischen Wirtschaft an“, sagte knapp. „Herrschte in Deutschland so eine Kreditklemme, wäre die Wirtschaft schon am Ende. Aber griechische Unternehmen sind Überlebens- und Improvisationskünstler – sie haben so was schon trainiert.“

Der Geschäftsführer der Deutsch-Griechischen Industrie- und Handelskammer fordert, dass beim geplanten zweiten Notkredite-Paket für Griechenland die „Real-Wirtschaft“ im Fokus stehe. Das erste, 110 Milliarden Euro schwere internationale Hilfspaket habe auf die Sanierung des Staatshaushalts abgezielt, sagt Knapp. „Das war nicht erfolgreich.“