Nürnberg. . Vom Aufschwung profitieren auch Langzeitarbeitslose. Ihre Zahl hat sich in den vergangenen fünf Jahren halbiert. Allerdings wird der Abbau der Langzeitarbeitslosigkeit schwieriger. Laut Bundesagentur bleibt ein harter Kern von Hartz-IV-Empfängern.
Der weitere Abbau der Arbeitslosigkeit in Deutschland wird nach Darstellung der Bundesagentur für Arbeit (BA) schwieriger und kostenintensiver. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen habe sich in den vergangenen fünf Jahren zwar von 1,7 Millionen auf 886.000 im Juni 2011 halbiert, heißt es in einer am Donnerstag verbreiteten Studie der Behörde in Nürnberg. Der Sockel der verfestigten Arbeitslosigkeit bröckele, erklärte BA-Vorstandsmitglied Heinrich Alt. „Wir kommen jetzt an den harten Kern. Ab jetzt wird jeder Schritt schwerer und die Herausforderung immer größer“, sagte Alt.
Das BA-Vorstandsmitglied sieht daher mit Sorge, dass Arbeitsministerin Ursula von der Leyen die Mittel für Arbeitsmarktprogramme in den kommenden Jahren in Milliardenhöhe verringern will. „Es gilt nicht der Automatismus, dass bei sinkenden Arbeitslosenzahlen weniger Geld für Arbeitsmarktpolitik benötigt wird“, sagte Alt der „Süddeutschen Zeitung“. Etwa 20 Prozent der zwei Millionen Arbeitslosen im Hartz-IV-System benötigten 80 Prozent der Mittel: „Je verfestigter die Arbeitslosigkeit ist, umso mehr müssen wir für Qualifizierung, Trainings, Schuldner- oder Suchtberatung ausgeben.“
Grüne kritisieren Kürzungen bei Arbeitsförderung
Die Grünen warfen der CDU-Ministerin einen Kahlschlag bei der Arbeitsförderung vor und forderten sie auf, die Kürzungen zurückzunehmen. „Bei den Langzeitarbeitslosen schlummert eine stille Fachkräftereserve, die es zu heben gilt“, erklärte Grünen-Arbeitsmarktexpertin Brigitte Pothmer.
Als langzeitarbeitslos gilt nach BA-Definition, wer seit mindestens einem Jahr als arbeitslos registriert ist. Die Lage am Arbeitsmarkt sei insgesamt gut. Im Aufschwung steige naturgemäß der Anteil der Langzeitarbeitslosen an allen Arbeitslosen, da zunächst die besser qualifizierten, weniger lange und jüngeren Arbeitslosen wieder in Arbeit kämen, heißt es in der BA-Studie.
Der Übergang in Beschäftigung gelinge aber auch Langzeitarbeitslosen besser als vor zehn Jahren. Über Zeitarbeit, befristete Beschäftigung und Niedriglohnsektor werde viel diskutiert, erklärte Alt: „Aber bei allem Für und Wider konnten Langzeitarbeitslose, Ältere oder Geringqualifizierte von der höheren Flexibilisierung des Arbeitsmarktes profitieren.“
Deutschland bei Arbeitslosen über Durchschnitt
Im europäischen Vergleich liegt Deutschland mit der viertniedrigsten Arbeitslosenrate zwar in der Spitzengruppe. Anders sieht es bei der Langzeitarbeitslosigkeit aus. Dort liegt Deutschland nach den Zahlen, die nicht auf der BA-Statistik sondern auf Umfragen beruhen, mit einem Anteil von 47,3 Prozent der Langzeitarbeitslosen an allen Erwerbslosen deutlich über dem EU-Durchschnitt von 42 Prozent. In Dänemark und Schweden waren es laut BA-Studie nur 23 und 19 Prozent. (rtr)