Frankfurt/Main. . Die Schuldenkrise, die Europa derzeit beherrscht, hat auch ihre Profiteure: Häuslebauer können sich über günstigeres Baugeld freuen. Und für Sparer steigen die Zinssätze für Tagesgeld.

Die Schuldenkrise in Europa ist längst nicht überwunden. Häuslebauern und Sparern eröffnen die Folgen der Krise allerdings Perspektiven: Baugeld ist jetzt noch billiger geworden, und die Zinsen für Tagesgeld zeigen nach oben, wie jüngste Erhebungen der Frankfurter Finanzberatung FMH zeigen.

„Wer ein Haus finanzieren will, profitiert von der Krise am Kapitalmarkt,“ sagt FMH-Chef Max Herbst. Während noch im Frühjahr für zehnjährige Hypotheken ein Jahreszins von 4,3 Prozent fällig war, ist er nun im Schnitt auf 3,54 Prozent gefallen. Und bei Tagesgeld-Konten können Anleger bis zu 2,6 Prozent Zinsen kassieren, was leicht über der aktuellen Inflationsrate liegt.

Bundesanleihen halten Hypotheken-Zinsen niedrig

Damit ist Baugeld auch im historischen Vergleich günstig zu haben. Manche Anbieter locken gar mit Zinssätzen für zehn Jahre von gut 3,4 Prozent. Das ist deutlich weniger als noch vor einigen Jahren. Wer sich derzeit auf 15 Jahre binden will, muss laut FMH mit einem Durchschnittszins von 4,05 Prozent kalkulieren, im günstigsten Fall sind es 3,9 Prozent.

Die Talfahrt bei den Baugeld-Zinsen hat direkt mit der Schuldenkrise zu tun. Denn: Ausschlaggebend für die Bedingungen für Hypotheken sind die langfristigen Zinsen, denen wiederum die Sätze für Bundesanleihen zugrunde liegen – und nicht etwa der Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB), der im Juli von 1,0 auf 1,25 Prozent angehoben wurde.

Bundesanleihen sind aber derzeit stark gefragt, weil Anleger aus Sicherheitserwägungen Anleihen der überschuldeten Euro-Staaten meiden. Das wiederum drückt die Renditen von Bundesanleihen und wirkt sich dämpfend auf Baugeld-Zinsen aus. Angesichts der anhaltenden Krise hält sich die Wahrscheinlichkeit wieder steigender Zinsen in Grenzen. Rainer Guntermann, Rentenmarkt-Experte der Commerzbank, rechnet gar mit „weiter sinkenden Renditen bei Bundesanleihen“.

Experte rät zu langfristiger Hypotheken-Finanzierung

Obwohl die Zinsen für zehn Jahre günstiger sind, rät FMH-Chef Herbst aktuell zu 15-Jahres-Hypotheken. Grund: Früher oder später müsse die enorme, weltweite Staatsverschuldung zu höherer Inflation und damit auch zu höheren Zinsen führen. Laut Gesetz könne man eine Hypothek ohnehin nach zehn Jahren mit einer Frist von sechs Monaten kostenfrei kündigen.

Doch nicht nur bei Baugeld wirkt sich die Schuldenkrise aus: Sie führt auch dazu, dass Sparer in den Genuss von Vorteilen kommen. Hintergrund: Für Banken ist es schwerer an Geld zu kommen, weil sich die Institute gegenseitig wieder weniger über den Weg trauen und deshalb untereinander weniger Geld verleihen. Trotzdem suchen die Banken Geld – und dies auch bei Sparern. Die Folge: Die Zinsen für Tagesgeld ziehen wieder an.

In der Spitze bieten Institute wieder Sätze von 2,6 Prozent an. Im Frühjahr 2010 waren diese bis unter 1,5 Prozent abgerutscht. Vorteil der Tagesgeld-Konten: Die Einlagen sind jederzeit verfügbar. Allerdings haben die Offerten mitunter einen Haken: Oft gelten die Sätze nur für einige Monate, dann sinken sie auf den Marktdurchschnitt. Und die Anbieter stellen Bedingungen: Der Zins gilt manchmal nur bei gleichzeitiger Eröffnung eines Wertpapierdepots oder eines Girokontos, das nur bei einem Mindestgeldeingang kostenlos ist. Außerdem ist wichtig, ob die jeweilige Bank der Einlagensicherung unterliegt. Bei ausländischen Banken sind mitunter nur Beträge bis 50.000 Euro abgesichert.