Essen. .
Der Deutsche Aktienindex erreichte sein bisheriges Jahrestief. Kapitalanleger setzen in der Krise immer mehr auf solide Werte. Neben Gold stehen gerade in Essen Immobilien hoch im Kurs. Beim Kauf ist Vorsicht geboten.
Damit der Hauskauf aber tatsächlich zur Absicherung im Alter und somit zur soliden Investition wird, sollten Käufer nicht nur dem leider oft trügerischen Bauchgefühl vertrauen, sondern kritisch an die Sache rangehen. Stefan Pásztor, Vorsitzender des Rings Deutscher Makler in Essen, Maklerin Helga Mang und Ulrich Mohaupt vom Gutachterausschusses für Grundstückswerte in Essen, zeigen am Beispiel einer unbewohnten Immobilie in Bergerhausen, worauf beim Hauskauf zu achten ist.
Ein Blick in die Nachbarschaft
Bevor man als potenzieller Käufer den ersten Fuß ins Haus setzt, empfiehlt sich zunächst ein genauer Blick in die unmittelbare Nachbarschaft um. Droht schon beim ersten Kontakt Streit oder sind Gräben kultureller oder sozialer Art unübersehbar, sollte der Kauf zumindest infrage gestellt werden. Die Lage der Immobilie ist immer noch das wichtigste. „Man kann natürlich nicht alles haben. Eine ruhige, aber zentrale Lage mit Straßenbahnanbindung direkt im Grünen gibt es nicht“, karikiert Mohaupt manchen Anspruch.
Das Beispiel-Haus in Bergerhausen liegt in einer ruhigen Wohnstraße mit niedriger Bebauung. 1937 gebaut, wurde es im Bombenkrieg teilzerstört und 1947 wieder aufgebaut. „Ein frei stehendes Haus wie dieses, das vielleicht sogar Platz für zwei Familien bietet, ist rar“, sagt Pásztor. Gebäude, die vor dem Zweiten Weltkrieg errichtet wurden, haben einen weiteren Vorteil: Starke Außenwände sorgen für eine solide Grundsubstanz.
Sieht das schmucke Haus für den Laien von außen fast bezugsfertig aus, kehrt bei den ersten Schritten in den Flur Ernüchterung ein. Der Blick in die angrenzende Küche sowie das Badezimmer lässt die gedankliche Kostenkalkulation rasch in die Höhe schnellen. Dunkle Fliesen, die ihre besten Jahre hinter sich haben wirken abschreckend: „An dieser Stelle besteht sicher Diskussionsbedarf. Mit Fliesen aus dem Baumarkt kann man so ein Bad ganz minimalistisch für etwa 4000 Euro renovieren“, sagt Mohaupt. Wer stattdessen auf teure Glasmosaike setzt, kann in fast unbegrenzter Höhe investieren.
Budget vorab klären
„In einem Bankengespräch sollte man vorab klären, wie das Budget aussieht. Vor Ort müssen sie feststellen, welche zwingend notwendigen Kosten auf sie zukommen. Erst dann wissen sie, wie viel für zusätzliche Luxusausgaben bleibt“, sagt Mang. Dass viele Interessenten unvorbereitet den schnellen Kaufabschluss suchen, ist für RDM-Chef Pásztor nicht ungewöhnlich: „Plötzlich wird festgestellt, dass die alten Möbel nicht passen, die Küche nicht ausgebaut werden kann oder man auch eine ähnlich schöne Terrasse wie die Nachbarn haben möchte. Das alles kostet viel Geld und läppert sich.“
Einer intensiven Begutachtung der Fachleute muss auch der Keller des Gebäudes standhalten. Die alte knarzende Holztreppe führt das Trio in das geräumige Untergeschoss. Ganz entscheidend: Feuchtigkeit. „Wenn es muffig riecht und der Putz stark abgebröckelt ist, ist Vorsicht geboten, und auch bei einem frisch gestrichenen Keller sollte man argwöhnisch sein“, sagt Pásztor. Gerade im Keller ist vom Interessenten manchmal großer Einsatz gefragt. „Wenn noch Plunder in den Räumen liegt, sieht man nicht alles. Da muss man auch mal was zur Seite räumen und genau hinschauen“, sagt Mohaupt.
Kaum zu glauben ist die Erkenntnis, die der Experte in über 30 Jahren im Beruf gesammelt hat: „Die Leute reagieren oft zu schnell und unreflektiert. Sie wollen zwischen 300.000 und 500.000 Euro ausgeben und sind beim Gebrauchtwagenkauf kritischer als beim Hauskauf.“