Düsseldorf. . Die Verbraucherzentralen rügt Banken: Viele drängen Bauinteressierte zum unüberlegt schnellen Abschluss.
Die NRW-Verbraucherzentrale warnt Bauwillige vor der „HausgeldFalle“ bei Baukrediten. „Viele Berater drängen zum schnellen Abschluss eines Kredits, damit sich der Kunde die niedrigen Bauzinsen sichert“, sagte Finanzexpertin Annabel Oelmann der WAZ. Aber: „Ein niedriger Zins reicht nicht. Vor allem Objekt, Preis und das Gehalt müssen stimmen.“
Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg hatte 397 Finanzierungsangebote geprüft. Ergebnis: 71 Prozent der Angebote von Geldinstituten wie Bausparkassen gingen am Bedarf des Kunden vorbei. Finanzexperte Niels Nauhauser bemängelt, dass Berater die monatliche Kreditrate in vielen Fällen zu hoch ansetzen: „Im Einzelfall kann das dazu führen, dass die Finanzierung nicht durchzuhalten ist.“
Keine Kontrolle der Beratung
Banken und Bausparkassen rühren mit Blick auf die aktuell niedrigen Zinsen mit Slogans wie „Schnell handeln!“ die Werbetrommel. Expertin Oelmann rät Kunden aber von Schnellschüssen dringend ab. Gleichzeitig fordert sie eine gesetzliche Verpflichtung für Baukredit-Berater, auf Risiken der Finanzierung hinzuweisen, sämtliche Kosten genau aufzuschlüsseln und ein Beratungsprotokoll zu führen.
VZ-Experte Nauhauser listet zahlreiche Mängel der Beratungen auf. Oft passten Darlehenssumme, die Höhe des Eigenkapitals und die Länge der Zinsbindung nicht zur individuellen Familienplanung des Kunden.
Der Verbraucherschützer dringt auf eine einheitliche Kontrolle der Finanzberatung durch die Finanzaufsicht – wie bei der Anlageberatung: „Derzeit ist der Verbraucherschutz beim Baukredit gleich null.“
Realistisch planen
Verbraucherschützer kritisieren, dass viele Banken und Bausparkassen den Eindruck erweckten, beim Baukredit komme es vor allem auf Schnelligkeit an. Dabei sind steigende Zinsen ein starkes Verkaufsargument.
Laut Oelmann dürfen niedrige Zinsen aber nicht der entscheidende Grund zum Bauen sein. Jeder Bauwillige müsse sich die Monatsrate ausrechnen, die er langfristig schultern könne. Die Europäische Zentralbank hat vor zwei Wochen erstmals nach drei Jahren den Leitzins angehoben. Seitdem drängen viele Banken und Bausparkassen die Kunden, sich noch die niedrigen Bauzinsen zu sichern.