Kiel. . Das Kernkraftwerk Brokdorf bleibt nach der Störung vom Wochenende zunächst abgeschaltet. Die Anlage werde erst wieder angefahren, wenn die Störung beseitigt worden sei. Erkenntnisse über die Ursache der Störung liegen noch nicht vor.

Nach dem Zwischenfall im schleswig-holsteinischen Kernkraftwerk Brokdorf vom Sonntag dauert die Ursachenforschung an. Erkenntnisse über die Ursache der Störung am Trafo lägen frühestens Mittwoch vor, sagte Eon-Kernkraft-Sprecherin Petra Uhlmann am Montag auf dapd-Anfrage in Hannover. Nach Angaben des Betreibers war ausschließlich der konventionelle Teil der Anlage betroffen.

Der Reaktor sei daraufhin heruntergefahren worden und werde erst wieder angefahren, wenn die Störung beseitigt worden sei, sagte Uhlmann. Eine Schutzeinrichtung am Maschinentrafo hatte Schadgase gemessen und diesen daraufhin abgeschaltet. Wie in so einem Fall vorgesehen, hätten sich dann ordnungsgemäß Generator und Turbine ausgeschaltet.

Harms spricht von Herunterspielen

Die Grünen-Fraktionschefin im Europa-Parlament, Rebecca Harms, kritisierte die Informationspolitik des Energiekonzerns. „Es ist eine Zumutung, dass bei Pannen im nicht nuklearen Bereich von Atomkraftwerken stets als erstes betont wird, dass nicht der nukleare Teil betroffen sei“, sagte Harms. Damit werde suggeriert, dass es sich um weniger riskante Störfälle handle.

„Mit der systematisch verharmlosenden Darstellung verstärkt Eon das Misstrauen gegenüber Betreibern von Atomkraftwerken“, sagte Harms. Sie forderte, dass die Skala zur Bewertung von Störfällen auch die Pannen im nicht nuklearen Teil von Atomkraft berücksichtigen müsse. „Der Ausfall der Transformatoren und damit die Blockade der Stromabfuhr, wie jetzt in Brokdorf, ist eine der hoch riskanten Situationen in einem Atomkraftwerk. So etwas darf nicht länger heruntergespielt werden.“

Der energiepolitische Sprecher der Grünen-Fraktion im Kieler Landtag, Detlef Matthiessen, warf dem Konzern vor, das Potenzial des Störfalls zu verharmlosen. „Der Hinweis von Eon, dass sich der Störfall im konventionellen Teil des AKW abgespielt habe, erinnert fatal an die Erklärungen von Vattenfall nach dem Trafobrand im AKW Krümmel im Juni 2007. Wie damals Vattenfall verteilt Eon heute Beruhigungspillen für die Öffentlichkeit.“

Meiler am Sonntag abgeschaltet

Das AKW Brokdorf war am Sonntag unplanmäßig vom Netz gegangen. Nach Angaben des für Atomaufsicht zuständigen Kieler Justizministeriums kam es durch die Auslösung von Schutzschaltern zu einer automatischen Abschaltung der beiden Maschinentransformatoren.

Über die Transformatoren wird die elektrische Leistung des Kraftwerks Brokdorf in die Überlandnetze eingespeist. Das Kernkraftwerk war erst Mitte Juli nach einmonatigen Wartungsarbeiten wieder ans Netz gegangen. (dapd)