Hamburg. Die Verbraucherzentrale in Hamburg darf Lebens- und Rentenversicherungen nicht mehr als ungeeignet für die Altersvorsorge bezeichnen. Das Landgericht Berlin hat einer einstweiligen Verfügung der Debeka stattgegeben. Die Verbraucherzentrale wehrt sich und verweist auf die Milliarden-Schäden.
Die Hamburger Verbraucherzentrale darf Lebens- und Rentenversicherungen nicht mehr als ungeeignet für die Altersvorsorge bezeichnen. Das Landgericht Berlin hat am 13. August einer einstweiligen Verfügung des Versicherungsunternehmens Debeka stattgegeben, wie eine Sprecherin des Gerichts mitteilte. Die Klage richtet sich gegen eine Broschüre der Verbraucherzentrale, in der mit Hilfe einer Ampelwertung eingeschätzt werden sollte, ob sich bestimmte Geldanlagen auch zur Altersvorsorge eigneten.
Gegen die Vorwürfe der Versicherung wehrt sich Edda Castello von der Verbraucherzentrale Hamburg: «Das ist eine relativ harmlose Broschüre. Es wurde darin kein einziger Versicherer mit Namen genannt», sagte Castello der Nachrichtenagentur AP. Es habe verschiedene Kategorien gegeben, wie etwa Sicherheit der Anlage, Rendite oder Liquidität. Versicherungsprodukte wurden in diesen Kategorien mit rot für nicht empfehlenswert, gelb für riskant und grün für unbedenklich eingestuft.
In der Broschüre wurden etwa Kapitallebensversicherung so eingeschätzt, dass sie einen «weitgehend sicheren Konkursschutz» bieten würden, erklärte Castello. «Bei fondsgebundenen Versicherungen allerdings tragen Kunden das Risiko des Kursverlustes.»
"Lebensversicherung bringen jährlichen Milliarden-Schäden"
Ein größeres Problem dagegen seien die Rendite-Versprechungen. «Drei Viertel der langlaufenden Verträge werden vor dem Ende der Laufzeit gekündigt», sagte Castello. «Das bringt jährlich einen Schaden von 3,5 Milliarden Euro und durchschnittlich 3.500 Euro pro Kunde.» Lebenswege verliefen heute nicht mehr so konstant wie früher. Gründe dafür könnten Scheidung, Arbeitslosigkeit und ähnliches sein. Die Menschen müssten dann ihre Lebensversicherung versilbern, allerdings ohne die Rendite, die sie nach Ende der Laufzeit erwartet hätten.
Die Vorstandsvorsitzende des Bundes des Versicherten, Lilo Blunck, vertritt den Standpunkt, dass «Sparanlagen und Versicherungen grundsätzlich zu trennen sind». Zudem seien pauschalisierte Aussagen über Versicherungsprodukte immer sehr gefährlich, über Waschmaschinen könne man genausowenig ein alllgemeines Urteil fällen.
Verbraucher vor Verbraucherzentrale schützen
Für den Vorstandsvorsitzende des Debeka Lebensversicherungsvereins, Uwe Laue, sind Entscheidungen in punkto Finanz- und Altersvorsorgeprodukte viel zu komplex, als dass man sie auf die Farben rot, gelb oder grün reduzieren könnte: «Die Verbraucher benötigen vielmehr eine individuelle Beratung, um ihre Vorsorgelücken erkennen und schließen zu können.» Wer sich allein auf diese Broschüre verlasse, laufe Gefahr, bei seiner Altersvorsorge gravierende Fehler zu begehen. Deshalb sei es notwendig gewesen, die Verbraucher per einstweiliger Verfügung vor diesen Ratschlägen zu schützen. (ap)