Brüssel. . Die EU schlägt Alarm: Produkt-Piraten schleusen immer mehr Waren über die europäischen Grenzen. Für die Verbraucher können sie hochgefährlich sein. Batterien können explodieren, Geräte lösen Schocks aus und falsche Medikamente sind gar lebensgefährlich.
Den europäischen Zollbehörden gehen immer mehr gefälschte Markenprodukte ins Netz. Solche Kopien seien eine Gefahr für ihre Nutzer, warnen EU-Kommission und Europol. Bei fast jedem sechsten Piraten-Produkt, das der europäische Zoll im vergangenen Jahr sicherstellte, handelte es sich um Dinge des persönlichen Bedarfs und für den Haushalt, teilte EU-Zollkommissar Algirdas Semeta am Donnerstag in Brüssel mit.
Im Vergleich zum Vorjahr haben die Zöllner 2010 fast doppelt so viele Sendungen mit nachgemachten Markenartikeln beschlagnahmt, insgesamt im Wert von einer Milliarden Euro. Da Einkäufe im Internet immer beliebter würden, entfalle ein Großteil des Zuwachses auf Postsendungen, teilte die EU-Kommission mit. „Viele der so beschlagnahmten Erzeugnisse waren Arzneimittel- und Körperpflegeprodukte“, sagte Semeta. Gerade solche Erzeugnisse aus Billig-Fertigung seien jedoch besonders gefährlich für den Käufer.
Krebserregende Zigaretten und explodierende Batterien
Auch die EU-Polizeibehörde Europol warnt vor Fälschungen. In Medikamenten seien Wirkstoffe gar nicht, in zu geringer oder zu hoher Dosis enthalten, was zu Leberschäden oder sogar zum Tod führen könne.
Auch Billig-Zigaretten, die nach wie vor die Beschlagnahmungs-Statistik anführen, schlügen - abgesehen von der prinzipiellen Schädlichkeit - auf die Gesundheit durch: Sie enthielten oft überdurchschnittlich viel krebserregende Substanzen. In Kinderkleidung sei eine bis um das 500-Fache erhöhte Konzentration von Formaldehyd festgestellt worden – ein Stoff, der die Kleidung vor dem Zerknittern schützen soll, in hohen Kozentrationen jedoch zu Atemproblemen, Asthma und Hautkrebs führen könne. Auch bei Elektrogeräten und Batterien drohe dem Kunden Gefahr.
Batterien könnten explodieren oder sich entzünden, Geräte elektrische Schocks abgeben. Schließlich finanzierten Kunden durch den Kauf gefälschter Ware möglicherweise kriminelle Banden, die in Menschenhandel, Drogenschmuggel oder Terrorismus verwickelt seien. In den oft asiatischen Herkunftsländern würden die Produkte zudem oft von Kindern unter schlimmen Arbeitsbedingungen hergestellt.