Essen. . Nach dem Beschluss der Energiewende in Deutschland kehren die Stromkonzerne Eon und RWE offenbar auch Projekten in Großbritannien den Rücken. Laut einem Medienbericht hätten beide Konzerne den Bau neuer Atomkraftwerke dort auf Eis gelegt.
Deutschlands führende Energiekonzerne könnten nach dem Atomausstieg in Deutschland nun auch internationale Kraftwerksprojekte auf Eis legen. Die "Süddeutsche Zeitung" (Dienstagausgabe) berichtet unter Berufung auf mit dem Projekt vertraute Manager, beiden Konzernen werde der geplante Bau von fünf bis sechs Reaktoren in Großbritannien zu teuer. Es werde deshalb immer unwahrscheinlicher, dass die Neubauten wie vorgesehen realisiert würden.
Die Konzerne bestätigten den Kurswechsel auf Nachfrage allerdings nicht. Ein Eon-Sprecher sagte, es gebe bislang "keine Veränderung des Planungsstandes". Man warte noch auf die Ergebnisse eines Berichts der britischen Atombehörde. Erst wenn der politische Rahmen geklärt sei, könne über das weitere Vorgehen entschieden werden. Auch RWE verwies auf die ausstehende Entscheidung der britischen Regierung und betonte, bis dahin bestehe kein Entscheidungsbedarf.
Konzerne wollen Schulden reduzieren
Nach den ursprünglichen Planungen wollten RWE und Eon mit dem Gemeinschaftsunternehmen Horizon Nuclear Power in Großbritannien bis 2025 fünf bis sechs neue Reaktoren bauen und dafür bis zu 17 Milliarden Euro investieren. Die erste Anlage sollte bereits bis 2020 in Betrieb gehen.
Diese Pläne seien nun in Gefahr, berichtet die "Süddeutsche Zeitung". Denn wegen der fehlenden Einnahmen nach dem beschleunigten Atomausstieg wollten die Konzerne ihre Schulden mit dem Verkauf von Unternehmensteilen reduzieren. Die geplanten Milliardeninvestitionen in neue Reaktoren, die sich erst in vielen Jahren auszahlen würden, seien den eigenen Investoren deshalb derzeit kaum noch zu vermitteln.
Allerdings galten die Kraftwerksneubauten bislang als Paradeprojekte für die geplante Internationalisierung der deutsche Versorger und als Möglichkeit, den Atomanteil am Energiemix trotz des deutschen Ausstiegs hochzuhalten. RWE und Eon hatten sich schon 2009 zwei Standorte für die Kraftwerke gesichert und dafür der Zeitung zufolge bereits einen dreistelligen Millionenbetrag investiert.
EnBW will keine Kohle- und Gaskraftwerke bauen
Der Energiekonzern EnBW plant im Zuge der Energiewende in Deutschland unterdessen weder neue Kohle- noch Gaskraftwerke. Vorstandschef Hans-Peter Villis machte jetzt in Berlin deutlich, dass es für Kohle wegen des Treibhausgasausstoßes an Akzeptanz mangele und bei Gas die Investitionsbedingungen nicht stimmten. „Derzeit wollen wir kein Gaskraftwerk bauen.“ Die vorgegebene Kopplung des Gas- an den Ölpreis sei ein Haupthindernis. „Wir bekommen keine langfristig vernünftigen Gaslieferverträge.“
Gaskraftwerke sollen nach dem Willen der Bundesregierung die Lücke durch den Atomausstieg in erster Linie füllen. Sie stoßen vergleichsweise wenig CO2 aus, sind schnell zu bauen und können den schwankenden Ökostrom gut ausgleichen. Allerdings hatte auch RWE kürzlich erklärt, man plane keine neuen Anlagen. (dapd/rtr)