Essen. . Der Kraftwerksbau in Deutschland gerät ins Stocken. Der Grund: In den Kesseln ist offenbar fehlerhafter Stahl verbaut worden. Auch im umstrittenen Kraftwerk Datteln steckt der Stahl, der jetzt Probleme macht.
Nicht nur Bürger können den Bau von Kohlekraftwerken stoppen. Weil in den Kesseln der neuesten Generation offenbar fehlerhafter Stahl verbaut worden ist, stockt die Erneuerung des Kraftwerksparks. Die Branche müht sich, das Problem in den Griff zu bekommen. Die Tragweite ist immens.
Gebannt blickt die Branche in den Duisburger Norden, wo die Evonik-Tochter Steag ein gigantisches Steinkohlekraftwerk fertig gebaut hat. Nachdem in Block 10 bei einer Belastungsprobe erneut Risse in den Schweißnähten des Dampfkessels aufgetreten sind, wackeln die Kosten- und Zeitpläne der übrigen Milliardenprojekte.
Auch im Kraftwerk Datteln steckt „Superstahl“
Bekannt ist: Offenbar haben Chemikalien den „Superstahl“ namens T24 derart angegriffen, dass er marode wurde. Die Schweißnähte waren zuvor mit einer Beize gereinigt worden. Warum die Risse trotz Nachbehandlung nun wieder undicht geworden seien, wisse man nicht, zitiert der „Spiegel“ den Kesselbauer Hitachi. Dessen Ingenieure würden wieder herkömmlichen Stahl einsetzen.
Auch im Kraftwerk Datteln, dessen Weiterbau per Gericht gestoppt ist, steckt T24. Noch ist der Kessel nicht unter Feuer gesetzt worden. Eine Druckprobe aber habe keine Hinweise auf Schäden ergeben, sagt Eon. In den Braunkohleblöcken in Neurath brannte testweise das erste Feuer. Der Kessel habe gehalten, so RWE. Von Entspannung könne aber keine Rede sein.
In neun von zehn Kraftwerken, die derzeit in Deutschland gebaut werden, wurde der Hightech-Stahl T24 verwendet. Bei mindestens dreien soll es Probleme geben.