Essen. Der Streit um das Eon-Kraftwerk in Datteln beschert den Grünen in NRW einen innerparteilichen Stresstest: Wie weit lässt sich die Partei in der Energiepolitik verbiegen, um die Koalition mit der SPD zu bewahren?

Was macht Macht mit den Grünen? Im Streit um den Weiterbau des Milliarden teuren Eon-Kraftwerks kollidiert Realpolitik mit vollmundigen Wahlversprechen.

„Jeder, der mit den Grünen koalieren will, muss sich darauf einstellen, dass dieses Investment nicht zu Ende gebaut wird“, sagte Jürgen Trittin, Fraktionschef der Grünen im Bundestag, als er vor einem Jahr die Baustelle besuchte. Und Renate Künast, die Co-Fraktionsvorsitzende, schloss Koalitionsvereinbarungen in Nordrhein-Westfalen aus, „in denen dann neue Kohlekraftwerke gebaut werden – vornean Datteln.“

Die Realität sieht so aus: Im Regionalverband Ruhr (RVR) stimmten die Grünen nun mit SPD, CDU und FDP für die Weiterführung eines Verfahrens, an dessen Ende womöglich ein neuer Bebauungsplan für das Kraftwerk steht.

Die grüne Parteibasis rund um den Kraftwerksstandort ist entsetzt. Als „Umfaller“ und „Lügner“ beschimpfte man die Parteikollegen in Düsseldorf und im Ruhrparlament. Jene, die stets den Abriss des Meilers forderten, ermöglichten nun ein neues Genehmigungsverfahren. Skurril: Umweltverbände protestierten gegen die Grünen im RVR, nannten sie „Erfüllungsgehilfen von Eon“.

Macht macht: bescheiden. Man wolle politische Superhelden sehen, die mit Lichtschwertern das Böse bekämpfen, sagte Sabine von der Beck, Fraktionschefin der Grünen im RVR, in Richtung der Demonstranten. „Doch das sind wir nicht.“