Köln. . Es ist die größte Investition eines chinesischen Konzerns in Europa: Der Baumaschinen-Hersteller Sany investiert 100 Millionen Euro in eine Forschungs- und Produktionsstätte in Bedburg bei Köln. 150 Mitarbeiter stehen bereit, vier von fünf sind Deutsche.

Nie zuvor nahm ein chinesisches Unternehmen so viel Geld in die Hand, um in Europa Fuß zu fassen, wie dieses: Der Baumaschinen-Hersteller Sany investiert 100 Millionen Euro in eine Forschungs- und Produktionsstätte in Bedburg bei Köln. Heute ist Eröffnungstag.

Herr He ist ein freundlicher Mann. Er redet leise, er lächelt milde, er nimmt sich Zeit für Gäste. Ein Besuch bei ihm beeindruckt. Auch wegen des Ausblicks. Der 44-jährige Dongdong He, Managing Director von Sany Deutschland, blickt auf eine Metropole herab. In der 38. Etage des Köln-Turms im Media-Park ist Sany der höchste Mieter. Von hier oben ist der Dom nur eine Kirche und Bayer ein Chemiebaukasten. Eroberer-Perspektive für Herrn He, der Sany schon in Indien groß gemacht hat.

Heute steigt er mit seinem multikulturellen Team vom Turm in die Ebene herab. Nach Bedburg, in die Provinz. Er muss jetzt Pionier sein. He nennt es „die größte Herausforderung meines Lebens“.

150 Mitarbeiter stehen bereit, vier von fünf sind Deutsche. Sany ist hier, am Rhein, noch ein Zwerg. Aber dahinter steht ein Riese, ein Spezialist für Bagger, Kräne, Straßenbau-Maschinen und der weltweit größte Betonpumpen-Hersteller; 50 000 Menschen in 150 Ländern arbeiten für Sany, die meisten in der Zentrale in der Stadt Changsha. Jahresumsatz des privaten Konzerns: über drei Milliarden Euro, Unternehmens-Gründer Liang Wengen, der heute zur Eröffnung nach Bedburg kommen will, ist einer der drei reichsten Männer Chinas. Forbes schätzt ihn auf sechs Milliarden Dollar. Sanys Wachstum: zuletzt 60 Prozent.

Wachstum ist Herrn Hes Auftrag. Er will und muss die Klingen kreuzen mit deutschen Unternehmen wie Putzmeister und Schwing. Warum? „Der Baumaschinen-Markt in Europa macht ein Viertel des globalen Marktes aus, und NRW ist die wichtigste Wirtschaftsregion in Europa“, sagt He. Heißt: Wenn einer wachsen will, dann muss er hier anfangen. Und mit Billig-Baggern oder Plagiaten darf er gar nicht erst kommen.

Fachkräfte gesucht

„In dieser Branche geht es nur mit Qualität. Die Treue der Kunden zu deutschen Produkten ist groß“, weiß He. Oberste Priorität hat bei Sany daher das Rekrutieren deutscher und europäischer Fachkräfte. Das Sany-Team soll in fünf Jahren auf 600 Mitarbeiter wachsen Auch deshalb haben sich die Chinesen für Bedburg entschieden. Die Unis der Rheinschiene und des Reviers gelten in Fernost als Talentschmieden. Dennoch stellt He fest, dass die Bewerber nicht gerade Schlange stehen: „Man bekommt sie nur für überdurchschnittlichen Lohn.“

„Im Jahr 2004 gab es 100 chinesische Firmen an Rhein und Ruhr, inzwischen sind es 700, allein im letzten Jahr kamen 45 dazu. China ist für NRW drittwichtigster Handelspartner nach Frankreich und den Niederlanden“, sagt Petra Wassner, Chefin der landeseigenen Wirtschafts-Förderungsgesellschaft NRW.Invest. Die Gesellschaft war maßgeblich daran beteiligt, Sany nach NRW zu locken. Die alte Landesregierung warb emsig um die Chinesen, die neue unterstreicht, dass Investoren dieses Kalibers hier willkommen sind. Und Bedburg, in einer Braunkohle-Region gelegen und wirtschaftlich arg gebeutelt, freut sich wieder über gute Nachrichten.

„Seit etwa vier Jahren gibt es massive Bewegungen chinesischer Unternehmen ins Ausland“, erklärt Markus Taube, Co-Direktor des Konfuzius-Institutes Metropole Ruhr in Duisburg. „Sie wollen Zugang zu europäischem Know-How, zu unseren Märkten, und sie wollen chinesische Marken etablieren“, sagt der Professor.

Taube spricht von einer „smarten Strategie“. In China sei die Forschungsleistung vergleichsweise gering. „Wer aber mit europäischen Fachkräften arbeitet, kann Produkte entwickeln, die auf jedem Markt bestehen.“ Kurzfristig beschere diese Strategie NRW neue Arbeitsplätze und stabile Investitionen. „Mittelfristig baut man sich natürlich auch Konkurrenz auf“, meint Taube.