Düsseldorf. . Der Energiekonzern Eon verzichtet auch nach Auslaufen des Atommoratoriums auf ein Wiederanfahren der stillgelegten Reaktoren Unterweser und Isar 1. Die beiden anderen von Reaktorstilllegungen betroffenen Kraftwerksbetreiber - RWE und EnBW - wollen mit ihrer Entscheidung noch abwarten.
Der Energiekonzern Eon verzichtet auch nach Auslaufen des Atommoratoriums auf ein Wiederanfahren der stillgelegten Reaktoren Unterweser und Isar 1.
Der Konzern erklärte am Donnerstag, die Bundesregierung und die Bundestagsparteien hätten deutlich gemacht, dass die Stilllegung der sieben ältesten Kernkraftwerke und des Reaktors Krümmel fortdauern solle, bis ein neues Atomgesetz in Kraft trete. „Diesen klaren politischen Mehrheitswillen setzen wir um“, teilte das Unternehmen mit.
Eon werde die betreffenden Kraftwerke deshalb auch ohne ausdrückliche Verfügung nicht wieder in Betrieb nehmen. Die zuständigen Behörden und die Übertragungsnetzbetreiber seien darüber bereits informiert. Unabhängig davon werde der Konzern aber die durch die Novellierung des Atomgesetzes entstehenden Vermögensschäden geltend machen.
RWE und EnBW wollen abwarten
Die beiden anderen von Reaktorstilllegungen betroffenen Kraftwerksbetreiber - RWE und EnBW - hielten sich die Möglichkeit zum Wiederanfahren ihrer Altreaktoren zunächst noch offen. Eine RWE-Sprecherin erklärte, der Konzern prüfe zurzeit die Beschlüsse der Bundesregierung genau. „Alles weitere werden wir entscheiden, wenn die Frage sich stellt“.
Auch beim baden-württembergischen Energieversorger EnBW hieß es: „Es gibt noch keine Entscheidung.“ Doch gilt es unter Beobachtern als unwahrscheinlich, dass das Unternehmen - dessen größter Aktionär die rot-grüne Landesregierung von Baden-Württemberg ist, und das schon auf eine Klage gegen das Moratorium verzichtete - ein Wiederanfahren seiner Reaktoren plant.
Das Atommoratorium läuft Mitte dieses Monats aus. Nach der Atomkatastrophe von Fukushima waren die sieben ältesten deutschen Atomkraftwerke vorläufig stillgelegt worden, soweit sie nicht ohnehin bereits für Reparatur- und Servicearbeiten vom Netz waren. Betroffen waren die Atommeiler Biblis A und B, Neckarwestheim 1, Brunsbüttel, Isar 1 sowie Unterweser und Philippsburg 1. Die Pläne der Bundesregierung für die Energiewende sehen nun vor, diese Atomkraftwerke und den Pannenreaktor Krümmel überhaupt nicht wieder ans Netz gehen zu lassen.
RWE-Chef warnt vor Deindustrialisierung Deutschlands
RWE-Chef Jürgen Großmann hat neue Klagen wegen des geplanten Atomausstiegs angekündigt. "Die Brennelementesteuer ist aus verfassungsrechtlicher und EU-rechtlicher Sicht bedenklich und angreifbar", sagte Großmann der "Süddeutschen Zeitung" laut Vorabbericht. Es sprächen deutlich mehr Gründe für eine Klage als dagegen. Auch Schadenersatzforderungen seien möglich, denn dem Konzern entgingen Milliardeneinnahmen.
Großmann warnte vor schwerwiegenden Folgen des Atomausstiegs für die gesamte deutsche Wirtschaft. Dem Land drohe eine Deindustrialisierung. "Wenn die Politik weiter so konsequent die Zerstückelung der industriellen Energieerzeugung betreibt, werden wir bald auf ganze Industriezweige verzichten müssen. Konzerne wie BASF oder ThyssenKrupp wird es dann hier nicht mehr geben", sagte Großmann weiter.
Auch die eigene Branche gerät dem RWE-Chef zufolge zunehmend unter Druck. "Der Wertverlust unserer Aktie macht mir Sorge. Die Gefahr einer feindlichen Übernahme wächst". Auch das Risiko von Stromausfällen in Deutschland wachse. "Die Gefahr ist real", sagte Großmann und rief die Bundesregierung auf, eine Möglichkeit zur nachträglichen Anpassung der Ausstiegsbeschlüsse zu schaffen. (dapd)