Essen/Oberhausen. . VW will beim Müchner Lkw- und Maschinenbaukonzern groß einsteigen. Der Griff zur Macht bei MAN strahlt bis ins Ruhrgebiet aus: Die Sparte MAN Diesel & Turbo hat in Oberhausen einen wichtigen Standort. Und am Essener Industriedienstleister Ferrostaal hält MAN eine Beteiligung von knapp einem Drittel.
VW-Patriarch Ferdinand Piëch macht ernst mit seinem Plan, einen neuen europäischen Lkw-Riesen zu schmieden: Volkswagen legte am Dienstag das angekündigte Übernahmeangebot für den Münchner Lkw- und Maschinenbaukonzern auf den Tisch. Der Griff zur Macht bei MAN strahlt bis ins Ruhrgebiet aus: Die Sparte MAN Diesel & Turbo hat in Oberhausen einen wichtigen Standort. Und am Essener Industriedienstleister Ferrostaal hält MAN noch eine Beteiligung von knapp einem Drittel.
Volkswagen gehe mit der Vorlage des Angebots einen weiteren Schritt auf dem Weg zum integrierten Nutzfahrzeugkonzern aus MAN, VW und der schwedischen Nutzfahrzeugtochter Scania, teilte der Wolfsburger Autobauer mit. Volkswagen hatte seinen Anteil an MAN Anfang des Monats über die 30-Prozent-Marke gehoben. Damit wurde ein Pflichtangebot an alle MAN-Aktionäre fällig.
VW reicht schon ein Anteil von 40 Prozent
VW gibt sich aber knauserig und bietet ihnen mit 95 Euro je Stammaktie weniger an als der aktuelle Börsenkurs, der gestern zeitweise bei knapp 96,80 Euro lag. Hintergrund ist, dass Europas größtem Autobauer schon ein Anteil von bis zu 40 Prozent genügen würde, um die MAN-Hauptversammlung zu dominieren und damit bei dem Münchner Konzern das Sagen zu haben. Die Finanzaufsicht BaFin hat die Offerte genehmigt. Nach Ablauf der Annahmefrist für das Pflichtangebot am 29. Juni kann VW über die Börse weitere Anteile hinzukaufen, um seine Beteiligung an MAN auszubauen. Eine erneute Genehmigung der Finanzaufsicht ist dafür nicht nötig.
MAN will das Angebot nun zwei Wochen prüfen und sich dann dazu äußern. Auch auf der Arbeitnehmerseite gibt man sich gelassen. Dem Porsche-Enkel Piëch ist es offenbar gelungen, frühere Ängste vor einer Zerschlagung des Münchner Konzerns zu zerstreuen. „Ich persönlich habe sehr großes Vertrauen in die Absichten Piëchs, MAN als Ganzes zu erhalten“, sagte Helmut Brodrick, Betriebsratsvorsitzender von MAN Diesel & Turbo am Standort Oberhausen, im NRZ-Gespräch. „Die Geschäfte laufen so gut – ich kann mir nicht vorstellen, dass man ein profitables Unternehmen wie das unsere abgeben will.“ Zumal VW selbst eine Sparte mit Hauskraftwerken habe.
MAN hatte die Geschäfte mit Großdieselmotoren (Augsburg) und Turbomaschinen (Oberhausen) erst im vergangenen Jahr gebündelt. MAN Diesel & Turbo machte 2010 mit knapp 12 500 Mitarbeitern einen Umsatz von 3,8 Milliarden Euro.
Ferrostaal als Hindernis
Ganz aussteigen will MAN eigentlich beim Essener Industriedienstleister Ferrostaal. 2009 hatte MAN 70 Prozent der Ferrostaal-Anteile an den arabischen Staatsfonds IPIC verkauft, die restlichen 30 Prozent sollten folgen. Doch IPIC stellte sich quer, als Ferrostaal von einem Schmiergeldskandal erschüttert wurde. Zuletzt hieß es, dass es keine Bewegung in den Verhandlungen zwischen MAN und IPIC gebe.
Zeitweise galt der Streit um Ferrostaal auch als Hindernis für die Lastwagen-Pläne von VW mit MAN und Scania. Doch von diesem Rand-Scharmützel will sich der starke Mann bei Volkswagen, Ferdinand Piëch, offenbar nicht länger ausbremsen lassen.