München/Wolfsburg. . Volkswagen gibt Vollgas. Der Autobauer hat ein Übernahmeangebot für den Lkw-Bauer MAN abgegeben. Damit soll die Zusammenarbeit zwischen MAN und Scania intensiver werden. Am Ende könnte ein neuer europäischer Brummi-Riese entstehen.

VW greift bei MAN durch: Der Autobauer stockte am Montag völlig überraschend seinen MAN-Anteil auf knapp über 30 Prozent auf und kündigte ein Übernahmeangebot in Höhe von rund zehn Milliarden Euro an alle übrigen MAN-Aktionäre an. Hintergrund ist der Stillstand bei der Fusion der VW-Lastwagentöchter Scania und MAN. Allerdings ist das Angebot mit 95 Euro pro Aktie so niedrig, dass eine schnelle Übernahme unwahrscheinlich erscheint. MAN-Aktien notierten am Montag bei 99 Euro.

MAN begrüßte das Übernahmeangebot von Volkswagen und eine mögliche Allianz mit der VW-Tochter Scania. Eine intensiveren Zusammenarbeit mit Scania und Volkswagen entspreche der industriellen Logik, teilte der Münchner Konzern am Montag mit.

„Eine intensivere Zusammenarbeit würde darüber hinaus beträchtliche Synergiepotentiale bergen. Wir gehen davon aus, dass die bisherigen Gespräche mit der Volkswagen AG und Scania AB weiterhin sehr konstruktiv fortgeführt werden können und wir so auf dem eingeschlagenen Kurs zügig vorankommen werden.“

Kartellrecht aushebeln

MAN werde das Angebot prüfen, sobald es veröffentlicht werde, teilte der Nutzfahrzeugkonzern weiter mit. Volkswagen will die genauen Bedingungen der Offerte bis Ende Mai begannt geben. Volkswagen-Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch machte klar, dass es im Kern nicht um die schnelle vollständige MAN-Übernahme gehe. „Das Schlüsselziel ist die Freigabe durch die Kartellbehörden“, sagte er.

Bisher könnten Scania und MAN nicht völlig frei zusammenarbeiten, weil es zum Beispiel beim gemeinsamen Einkauf zu Ärger mit den Kartellbehörden kommen könne. Das Pflichtangebot würde das ausräumen. Pötsch sagte, für eine Kontrolle über MAN würden VW 35 bis 40 Prozent der Stimmrechte ausreichen, weil viele Aktionäre nicht zur Hauptversammlung kommen.

VW will seit Monaten seine Lkw-Beteiligungen MAN und Scania enger zusammenführen, kommt aber bisher nicht wie erwünscht voran. „Das Nutzfahrzeuggeschäft ist für uns ein hochinteressantes, strategisches Geschäftsfeld. Wir wollen deshalb jetzt den Weg für eine engere Zusammenarbeit zwischen MAN, Scania und Volkswagen ebnen und damit die Voraussetzungen schaffen, um zum Wohle aller Aktionäre Synergien zu heben“, erklärte VW-Vorstandschef Martin Winterkorn. Pötsch sagte, allein durch die kartellrechtliche Freigabe könnten MAN und Scania 200 Millionen Euro pro Jahr sparen.

Schmiergeldaffäre bei Ferrostaal belastet

Die Eigentumsverhältnisse zwischen VW, MAN und Scania sind verwirrend: MAN hält 17 Prozent an Scania, VW hält 30,47 Prozent an MAN und 71 Prozent der Stimmrechte an Scania. Im Endeffekt bestimmen aber die Wolfsburger jetzt.

Einer Fusion steht auch die Schmiergeldaffäre bei der ehemaligen MAN-Tochter Ferrostaal im Wege. Der IPIC-Fonds in Abu Dhabi hatte 70 Prozent an Ferrostaal gekauft, klagt aber auf Rückabwicklung. Der VW-Finanzchef sagte, er wünsche sich eine schnelle Lösung des Streits. Es gebe aber „keinen Zeitdruck“. (ddp)