Dortmund. . Mit einer neuen Unternehmensphilosophie will Teldafax sein Image retten – und Kunden zurückgewinnen. 100.000 Verbraucher kehrten dem Billiganbieter für Strom und Gas in diesem Jahr bereits den Rücken.
Rund 100.000 Kunden hat der Strom- und Gasanbieter Teldafax Energy seit Anfang des Jahres bereits verloren. Eine Entwicklung, die das Unternehmen auf eigenes Missmanagement zurückführt. „Wir haben noch mit den Altlasten zu kämpfen, die uns unser alter Vorstand hinterlassen hat“, sagte Teldafaxsprecherin Susanne Fiederer. Mit dem neuen Chef, Dr. Hans-Gerd Höptner, sei man auf neuem Kurs und habe sich von alten Philosophien endgültig verabschiedet.
Diese Philosophie hieß seit 2007, mit Billigstangeboten auf dem Strom- und Gasmarkt aufzutreten, um Kunden um jeden Preis zu werben. Allein im ersten Quartal strömten so sagenhafte 400.000 Kunden zum neuen Anbieter. Von dieser Preispolitik habe sich Teldafax endgültig verabschiedet, erklärte das Unternehmen jetzt.
Staatsanwaltschaft ermittelte
Die Billigphilosophie hatte den Versorger schon Ende 2010 in Schwierigkeiten gebracht und die Staatsanwaltschaft Bonn auf den Plan gerufen. Es stand der Verdacht der Insolvenzverschleppung im Raum. Schlecht fürs Image.
Die Netzbetreiber wurden hellhörig. Im Februar war dann Enervie AssetNetwork mit Sitz in Hagen der erste Netzbetreiber, der Teldafax wegen hoher Rückstände den Vertrag gekündigt hatte. Rund 3000 Kunden, die zum Teil bei Teldafax in Vorkasse gegangen waren, fielen in die teurere Grundversorgung bei Enervie. Nachdem das Konto kurzfristig ausgeglichen wurde, musste Teldafax wieder ins Netz gelassen werden, so schreibt es das Energiewirtschaftsgesetz eben vor. „Wir haben uns aber einen hohen sechsstelligen Betrag als Sicherheit überweisen lassen“, sagt Enerviesprecher Andreas Köster.
Betroffene Kunden können fristlos kündigen
Aus gutem Grund. Die Netzentgelte wurden erneut nicht entrichtet, wieder kündigte Enervie dem Unternehmen aus Troisdorf, wieder fielen die Kunden in die Grundversorgung bei Enervie. Ob dies endgültig ist, hängt von Teldafax ab, aber auch von den Kunden. „Wir räumen allen so betroffenen Kunden das Recht ein, fristlos zu kündigen“, verspricht Teldafax.
Um die Vorauszahlungen zurück zu bekommen, muss der Kunde im Prinzip sofort seinen Zählerstand ablesen und dem Versorger bekannt geben, bei dem er in der Grundversorgung gelandet ist. Das gilt im Raum Hagen für Enervie, genauso seit Dienstag im Ennepe-Ruhr-Kreis für diejenigen, die nun bei der AVU gelandet sind – und genauso in Dortmund, Unna sowie weiteren Städten an Rhein und Ruhr, in denen Teldafax ebenfalls gekündigt worden ist.
„Wir sind im Moment ziemlich unter Last“
Innerhalb von 28 Tagen müsse der Grundversorger dem Unternehmen Teldafax dann die Zählerstände durchgeben. Bis zu drei Monate habe dann wiederum Teldafax Zeit, das Geld den Kunden zurück zu erstatten. Ob das ganz reibungslos klappen wird, darf bezweifelt werden. „Wir sind im Moment ziemlich unter Last“, räumt Teldafax ein. Das liege zum einen daran, dass die Netzbetreiber zunehmend hohe Vorauszahlungen verlangten, „daran knapsen wir“. Viele Kunden würden aber auch nur sehr zögerlich zahlen.
Ein Umstand, den das nicht besonders liquide Unternehmen im Moment nur schlecht verkraften kann. Wie sich Teldafax für die Zukunft genau aufstellen will, sei noch nicht spruchreif. Aus dem Vattenfallgebiet in Hamburg und Berlin habe man sich bewusst zurückgezogen, weil es unrentabel gewesen sei. Im EWE-Bereich in Niedersachsen verlor das Unternehmen vor ein paar Tagen erst 25.000 Kunden. Dennoch herrsche Zuversicht, seit der Schießer-Sanierer Höptner am Ruder ist.
Ob die verlorenen 100.000 Kunden absehbar mit wirtschaftlichen Tarifstrukturen zurück gewonnen werden können, ist offen. Aktuell wird Teldafax nicht einmal mehr im Internetvergleichsportal Verivox gelistet. Zunächst werde dort abgewartet, wie sich das Unternehmen entwickele. Das sei aber sehr schwierig zu beurteilen. Dass ein neuer russicher Investor eingestiegen sei, wurde von Teldafax gestern gegenüber der WR jedenfalls dementiert.