Berlin. . Ausgefallene Klimaanlagen, defekte Achsen: Bahnreisende mussten in der Vergangenheit einiges wegstecken. Das soll sich ändern. Die Bahn kauft in großem Umfang neue Fahrzeuge und erneuert fast die gesamten Fernzüge.
Der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn AG hat den Rekordauftrag an Siemens für neue Fernverkehrszüge gebilligt. Damit gibt der Staatskonzern bis 2030 mindestens 6,066 Milliarden Euro für bis zu 300 neue „ICx“-Züge aus.
Es ist die größte Einzelinvestition in der Geschichte des Unternehmens, erklärte die Bahn nach der Sitzung des Aufsichtsgremiums in Frankfurt am Main. Die Züge sollen zunächst die teils mehr als 30 Jahre alten Intercitys und Eurocitys ablösen und später auch die Hochgeschwindigkeitszüge ICE 1 und 2. Der erste Zug soll im Dezember 2016 fahrplanmäßig verkehren.
Aus dem Rahmenvertrag ruft die DB nach eigenen Angaben sofort 130 Züge ab. Der Abruf von weiteren 90 Zügen zu festgelegten Konditionen sei geplant. Die restlichen 80 Züge können durch die DB jederzeit geordert werden.
Züge werden in Krefeld gebaut
Die Züge werden in Krefeld gebaut, wo Siemens rund 2.000 Mitarbeiter beschäftigt. Die ersten beiden Tranchen, also 130 plus 90 Züge, kosten laut Branchenexperten sechs Milliarden Euro. Wann die Bahn das Geld an Siemens zahlt, soll diesen Angaben zufolge am 9. Mai bekanntgegeben werden. Bisher war Vorkasse üblich, nach den jüngsten Qualitätsproblemen hatte die Bahn mehrfach angekündigt, eine Teilung der finanziellen Verantwortung für die Betriebssicherheit anzustreben.
Die ersten Züge sollen zum Fahrplanwechsel im Dezember 2016 in den Regeleinsatz kommen. Ihre Auslieferung zieht sich bis 2021 hin. Um die chronische Knappheit an Fernverkehrszügen zu lindern, hat die Bahn außerdem 27 Doppelstockzüge bei dem Siemens-Mitbewerber Bombardier für das „Randnetz“ des Intercity-Verkehrs bestellt, die ab 2013 geliefert werden sollen. Noch in diesem Jahr kommen ferner 16 Züge des ICE-3-Typs Velaro von Siemens für hohe Geschwindigkeiten. Diese Züge sind teilweise so ausgelegt, dass sie durch den Kanaltunnel bis nach London fahren können.
Bahn: Kunden profitieren
Wenn der Aufsichtsrat seine Entscheidung gefällt hat, beginnt eine zweiwöchige Einspruchsfrist für unterlegene Mitbewerber, nach der die Verträge endgültig unterzeichnet werden können.
Bahn-Aufsichtratsvorsitzender Utz-Hellmuth Felcht nannte den Beschluss „eine gute Nachricht für Deutschland“. Vorstandschef Rüdiger Grube erklärte, für ihn sei am wichtigsten, „dass davon zu allererst unsere Kunden profitieren“. Der neue ICx werde das „Rückgrat unseres Fernverkehrs“. Siemens-Chef Peter Löscher sagte, sein Unternehmen setze mit den neuen Zügen „Maßstäbe in puncto Flexibilität und Energieverbrauch“. Auch für Siemens werde es „der bisher größte Einzelauftrag in unserer Geschichte“. (dapd)