Essen.. Pendler in Nordrhein-Westfalen sind Kummer gewohnt: Zwischen Staus und Verspätungen, steigenden Preisen und Drängeleien mussten sie in den letzten Jahren einiges ertragen. Der Westen hat die sieben Pendlerplagen zusammengestellt.
Klingt fast biblisch, ist aber alltäglicher Ärger auf Straßen und Schienen in NRW: Der Westen hat die sieben Pendlerplagen zusammengestellt.
Plage Nummer eins, nicht aufzuhalten: Steigende Pendlerzahlen. Drängelei am Zug, kein Sitzplatz oder endlose Staus auf den Autobahnen in NRW: Die Platzkonkurrenz auf Reisewegen unter Pendlern ist groß und wird größer. Das lassen vergangene Entwicklungen vermuten. Im Zeitraum zwischen 2000 und 2008 ist die Zahl der Berufspendler um 7,3 Prozent gestiegen, Fußgänger und Fahrradfahrer mit eingerechnet. Das gab das statistische Landesamt NRW bekannt. Entscheidend ist: die Pendlerzahlen im öffentlichen Verkehr sind in diesem Zeitraum um 16 Prozent gestiegen, die der Autofahrer um 10 Prozent. Selbst 53,3 Prozent der Schüler und Hochschüler in NRW kamen 2008 mit Auto, Bus oder Bahn zur Ausbildungsstätte.
Plage Nummer zwei und Lieblingsaufreger: Bahnpreise. Die Preise für öffentliche Verkehrsmittel steigen nach Informationen des Statistischen Bundesamts seit Jahren stetig an. Zwischen dem Jahr 2005 und 2009 sind die Preise für den Schienenverkehr um 17 Prozent erhöht worden. Fahrkarten für den Verbundverkehr, also die Nutzung verschiedener öffentlicher Verkehrsmittel innerhalb einer Region, sogar um 19 Prozent. Im Vergleich dazu: Alle privaten Konsumausgaben sind nur um 7,0 Prozent gestiegen. Der Anstieg der Preise für Mobilität war insgesamt auch höher als bei den Preise für private Konsumgüter. Für Mobilität mussten die Menschen in Deutschland insgesamt 8,3 Prozent mehr zahlen. Beispiele: Luft- und Seeverkehr, Ersatzteile und Kraftstoffe für PKW.
Im Januar 2011 explodierten die Benzinpreise
Plage Nummer drei und Sorgenthema: Benzinpreise . Bescheidene 101,80 Cent kostete ein Liter Superbenzin im Jahr 2000 noch durchschnittlich. 2005 waren es dann schon 122,30 Cent pro Liter. 2007, im Jahr der Erhöhung der Mehrwertsteuer, zahlten Super-Benzin-Tanker 134,40 Cent. Im Jahr 2009 gab es einen Einbruch wegen der Wirtschaftskrise, der Preis pro Liter sank auf 127,80 Cent, um im Januar 2011 wieder zu explodieren. Der Durchschnittpreis für den Monat: 149,20 Cent. Das errechnete Statista. E10-Panne und Aufruhr in der arabischen Welt machen einen weiteren Anstieg voraussehbar.
Plage Nummer vier und langwieriges Thema: Autobahn-Staus. Nordrhein-Westfalen ist nach ADAC-Angaben Stauland Nummer eins. Hier wurden 2010 knapp ein Drittel aller Staumeldungen in Deutschland verbucht. Und jetzt anschnallen: Im Jahr 2010 summierten sich die Staus in NRW zu einer Länge von insgesamt 135.000 Kilometern, verteilt auf über 57.000 Staus. Das ist so lang wie drei komplette Erdumkreisungen. Im Jahr 2009 durften sich Nordrhein-Westfalens Autofahrer noch über 115.000 Staukilometer „freuen“. Damit stiegen von 2009 bis 2010 die Staukilometer im Tagesdurchschnitt 70 Kilometer auf 370 Kilometer.
Schneeberge, Hitzewellen und spielgelglatte Straßen
Plage Nummer fünf sorgt für Turbulenzen: Wetterextreme. Straßen-Schlaglöcher durch Frostschäden, 50 Grad Hitze-ICE und Schneechaos an Weihnachten. Wir erinnern uns an Schneeberge, spiegelglatte Straßen und, allein auf der A2, einen 100 Kilometer langen Stau am 23. Dezember. Im Kontrast dazu sind die Sommer seit einigen Jahren ungewöhnlich heiß. Die größte Hitzewelle seit den Wetteraufzeichnungen in Europa gab es 2003. Anfang Juli 2010 mussten Bahnreisende ärztlich behandelt werden. Der Grund: In einigen Zügen herrschten über 50 Grad Hitze. Und Besserung ist nicht in Sicht. Wetterforscher sehen einen Trend zu größeren Wetterextremen.
Plage Nummer sechs, eine Endlosschleife: Baustellen. In Nordrhein-Westfalen gibt es davon an einem gewöhnlichen Tag im März 126. Mit eingerechnet sind auch kurzfristige Baustellen, zum Beispiel wegen Gehölzpflege. Besonderns happig ist die Verkehrslage auf der A40. Zum Beispiel zwischen Gelsenkirchen-Süd und Bochum-Wattenscheid-West. Oder zwischen Bochum-Wattenscheid-West und Bochum-Stahlhausen. Baustellen erhöhen dort die Staugefahr. Pendler dürfen sich vor allem auf die Sperrung der A40 im Juli 2012 zwischen Essen-Huttrop und Essen-Holsterhausen freuen. Politiker und Verkehrsverbände fürchten dort ein Verkehrschaos.
Die deutsche Bahn veröffentlicht keine Verspätungszahlen
Plage Nummer sieben, schon wieder die Bahn: Verspätungen. Die deutsche Bahn selbst veröffentlicht keine Verspätungszahlen. Das Online-Portal „test.de“ der Stiftung Warentest aber hat Zahlen ermittelt. Für 2008 fand das Verbraucherunternehmen heraus, dass im Fernverkehr 36 Prozent der Züge mit einer Verspätung von mehr als vier Minuten ihr Ziel erreichten. Beim Regionalverkehr sieht es etwas besser aus: Hier hatten 24 Prozent der Züge vier Minuten oder mehr Verspätung. Im Nahverkehr untersuchte test.de 70 875 Züge, im Fernverkehr 23 261 Züge. Die nützliche Seite der Verspätungen: man hat noch genügend Zeit für den Bahn-Parcours zum Zuggleis. Die Hindernisse sind: Komplizierte Bedienung von Fahrkartenautomaten. Kaputten Rolltreppen am Bahnsteig. Schwer aufzufindende oder nicht vorhandene Aufzüge für Rollstuhlfahrer. Oder versteckte Bahngleise wie Gleis 21 und 22 in Essen.