Dortmund. . RWE will auch in Zukunft auf Gewinne aus der Atomkraft setzen. Nach Informationen der Westfälischen Rundschau gibt es einen Vorstandsbeschluss, nach dem sich RWE mit 20 Prozent am Bau eines AKW in den Niederlanden beteiligen will.

Am Dienstag tagte der Aufsichtsrat des Unternehmens, am heutigen Mittwoch findet in der Essener Grugahalle die Hauptversammlung von RWE statt, bei der massive Proteste von Atomkraftgegnern erwartet werden.

RWE-Chef Jürgen Großmann zeigte sich davon bislang unbeeindruckt. Massiven Gegenwind gibt es auch von den Städten, die RWE-Anteile halten und eine schnelle Energiewende fordern. Zudem ist Großmanns Pro-Atom-Kurs nach Informationen der Westfälischen Rundschau (WR) in der RWE-Führung umstritten.

Imageverlust befürchtet

Wirtschaftlich profitieren die Betreiber konventioneller Kraftwerke von der Abschaltung der Alt-Atommeiler, weil die Stromnachfrage hoch ist. Das gilt auch für RWE und ihre Braunkohlekraftwerke. RWE-Verantwortliche fürchten ei­nen Imageverlust für den Konzern, der ebenfalls Großmann angelastet wird. Offen ist, ob der Vorstandsvorsitzende heute mit diesen Vorwürfen konfrontiert wird.

Für den Kraftwerksbau im Nachbarland hat das niederländische Wirtschaftsministerium letzte Woche den Weg für eine Realisierung am Standort Zeeland weiter frei gemacht. Dort betreiben der niederländische Energiekonzern „Delta“ und die European Ressource Holding (ERH) das einzige aktive Kernkraftwerk im Nachbarland – Borssele. Die ERH ist eine Tochtergesellschaft der Essent NV, in die sich RWE 2009 zu 50 Prozent eingekauft hat.

„Wir schließen RWE nicht aus“

Ausstieg könnte RWE nützen

Für Unmut sorgt nach Recherchen des Magazins Der Spiegel der Atomkurs von RWE-Chef Großmann auch deshalb, weil von einem Atomausstieg die Braunkohle-Kraftwerke des Konzerns mittelfristig profitieren würden.

Die Stilllegung der Meiler würde nach RWE-internen Berechnungen den Strom verknappen und damit die Preise steigen lassen. Diese Zusatzgewinne könnten die Verluste durch das Aus etwa für das AKW Biblis A sogar übersteigen.

Bisher wehrte Delta sich per Gericht gegen den Zugriff der Essener auf die Anteile am Kraftwerk Borssele. So liefen auch die Planungen für einen AKW-Neubau am Standort Zeeland getrennt voneinander. Hier scheinen die Holländer die Nase vorn zu haben. „Wir haben vom Ministerium mitgeteilt bekommen, dass Borssele II nichts im Wege steht und haben ein geeignetes Grundstück“, sagte ein Delta-Sprecher der WR. Neben dem französischen Energiekonzern EdF werden weitere Investoren gesucht. Jetzt könnten die Essener gefragter Partner sein. „Wir schließen RWE nicht aus“, so Delta.

Auf Anfrage der WR erklärte RWE, aktuelle Vorstandsbeschlüsse zu AKW-Neubauten in Holland gebe es nicht.