Frankfurt/Main. . Nach dem 47-stündigen Streik von Donnerstag bis Samstag will die Lokführergewerkschaft GDL diese Woche eine Pause einlegen. Unterdessen warfen am Sonntag 13 privaten Bahnbetreiber der Gewerkschaft „ein politisches Machtspiel“ vor.

In einem offenen Brief an die Lokführer-Gewerkschaft GDL haben 13 private Bahnunternehmen ihren Ärger über die anhaltenden Streiks zum Ausdruck gebracht. „Offensichtlich geht es bei Ihnen nicht um Verhandlungen, sondern um ein politisches Machtspiel“, heißt es in dem am Sonntag veröffentlichten Schreiben an GDL-Chef Claus Weselsky. Zugleich kündigten die Geschäftsführer der mitwirkenden Unternehmen, darunter Abellio, Keolis, Hessische Landesbahn, metronom und Vogtlandbahn, an, erneut das Gespräch mit der GDL zu suchen.

Die Privatbahnen hätten ihre Verhandlungsbereitschaft immer wieder signalisiert - die Gewerkschaft jedoch überhaupt nicht oder mit einer „Bausch-und-Bogen-Ablehnung“ reagiert, heißt es. „Sie haben nur ein Ziel - den Bundesrahmen-Lokomotivführer-Tarifvertrag und über diesen Weg den Alleinvertretungsanspruch der GDL für die gesamte Berufsgruppe.“ Das aber bedeute die Abschaffung der Tarifautonomie und einen Angriff auf die Koalitionsfreiheit. Für die mittelständisch operierenden Bahnunternehmen komme ein Eingehen auf die GDL-Forderungen der Spaltung der Belegschaft in zwei Klassen gleich.

Private Bahnbetreiber wollen auf GDL zugehen

Das Überstülpen aller Regelungen, die beim „ehemaligen Monopolisten der DB AG gelten und aus der Zeit der Bundesbeamtenbahn“ stammten, sei realitätsfern und gefährde die Erfolge des Wettbewerbs für Fahrgäste, Steuerzahler und Mitarbeiter in der Branche, schreiben die Geschäftsführer weiter. „Wir fordern Sie auf, die Interessen unserer Mitarbeiter nicht vor Ihre politischen Machtspiele zu stellen und mit den Unternehmen, die jetzt erneut auf Sie zugehen werden, jeweils eine Lösung zu suchen.“

Die GDL hat am Wochenende erklärt, in der kommenden Woche nicht streiken zu wollen. Den Privatbahnen solle Zeit gegeben werden, ein „verhandlungsfähiges Angebot“ vorzulegen. „Damit setzen wir ein klares Zeichen der Deeskalation“, sagte Weselsky. Zwischen Donnerstag und Samstag hatten der GDL zufolge rund 1100 Lokführer ihre Arbeit niedergelegt, 75 Prozent der Züge waren ausgefallen. Bestreikt wurden 21 private Bahnbetreiber.

In NRW war der Streik allerdings kaum zu spüren. Dort werden nur 15 Prozent des Streckennetzes im Nahverkehr von Privatbahnen betrieben. Zu spüren war der Streik allerdings bei Linien in Ostwestfalen und im Münsterland. Insgesamt waren laut GDL in NRW an den beiden Streiktagen zwischen vier und sechs Lokführer in den Ausstand getreten. (dapd/dae/WE)

Bahnstreik in Essen

Bahnstreik in Essen. Foto: Kerstin Kokoska
Bahnstreik in Essen. Foto: Kerstin Kokoska © WAZ FotoPool
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