Essen. . Wer viel verkauft, soll mehr verdienen. So lautet jedenfalls der Plan der Karstadt-Führung für die Beschäftigten in den Warenhäusern. Die Gewerkschaft Verdi meldet allerdings Gesprächsbedarf an.
Der Warenhausbetreiber Karstadt will seine Mitarbeiter in den Filialen stärker nach Leistung bezahlen.
Seit November läuft nach Angaben der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi in 48 Häusern eine Testphase, die im April enden soll. Zu den Testfilialen zählen unter anderem die Häuser in Bielefeld, Bonn, Bochum, Essen, Düsseldorf, Köln, Mülheim und Recklinghausen. Nach April sind Gespräche zwischen Firmenleitung und Arbeitnehmervertretern geplant. „Die Unternehmensführung ist offenbar entschlossen, Anreizprogramme in allen Häusern einzuführen. Aus unserer Sicht müssen allerdings noch einige Fragen dazu geklärt werden“, sagte Verdi-Einzelhandelsexperte Johann Rösch dieser Zeitung.
„Eine Entlohnung mit leistungsbezogenen Anteilen ist für uns grundsätzlich kein Teufelszeug. Doch die Bedingungen müssen stimmen“, erklärte Rösch, der auch Mitglied im Karstadt-Aufsichtsrat ist. So sollten aus Sicht von Verdi alle Beschäftigten die Chance bekommen zu profitieren – auch die Mitarbeiter an der Kasse und im Warenservicebereich. Eine Selbstverständlichkeit müsse sein, dass die Leistungsanreize zusätzlich zu den Tariflöhnen gezahlt werden.
Projektkatalog des neuen Karstadt-Chefs Andrew Jennings
Die Essener Warenhauskette zählt 120 Filialen, die Zahl der Beschäftigten wurde zuletzt mit rund 25.000 angegeben. Derzeit verzichten die Karstadt-Beschäftigten zur Sanierung des Unternehmens auf Teile von Urlaubs- und Weihnachtsgeld.
Leistungsprämien für Mitarbeiter gehören zu einem am Wochenende bekannt gewordenen Projektkatalog des neuen Karstadt-Chefs Andrew Jennings. Das Unternehmen wollte sich dazu auf Anfrage nicht äußern.
Verdi-Einzelhandelsexperte Rösch sieht generell Handlungsbedarf. „Damit Karstadt weiter auf Kurs gebracht wird, müssen zum Beispiel auch die Sortimente stärker an die jeweiligen regionalen Kundenbedürfnisse angepasst werden“, sagte er. „Hier sollten auch die Geschäftsführer mehr Verantwortung erhalten.“ Anreizprogramme für die Beschäftigten könnten jedenfalls „nur ein Teil einer schlüssigen Gesamtstrategie sein“.