Nürnberg. Quelle kann vorerst weiter arbeiten. Die EU-Kommission hat den 50-Millionen-Euro-Kredit für das insolvente Versandhaus sofort genehmigt. Doch Bundeswirtschaftsminister zu Guttenberg warnt: "Quelle ist nicht gerettet."

Das insolvente Versandhaus Quelle kann mit staatlicher Hilfe vorerst weiter arbeiten. Die EU-Kommission hat den vom Bund, Bayern und Sachsen zugesagten 50-Millionen-Euro-Kredit am Dienstag sofort genehmigt. Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg rechnet damit, dass Quelle Ende der Woche wieder flüssig ist. Bis September will er ein Sanierungskonzept vorlegen.

Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg warnte aber: «Quelle ist mitnichten, wie einige sagen, jetzt gerettet.» Mit dem bis zum Jahresende befristeten Kredit habe Quelle eine faire Chance bekommen, seinen Geld- und Warenstrom wieder in Gang zu bringen und ein Zukunftskonzept zu suchen. «Aber ein solcher Kredit kann auch dazu dienen, dass eine geordnete Insolvenz inklusive Abwicklung stattfinden kann», sagte Guttenberg im ZDF-Morgenmagazin. Bundesfinanzminister Peer Steinbrück sprach von von einer «guten Lösung für Quelle und die Beschäftigten, aber gleichzeitig auch für die Steuerzahler».

Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer sagte, die nächsten Monate müssten konsequent genutzt werden, «denn Quelle hat noch einen schwierigen Weg vor sich.» Das Fürther Traditionsunternehmen habe am seidenen Faden gehangen und sei «noch nicht über den Berg». Der bayerische Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) betonte die Zukunftschancen. Quelle habe sich schon zur Nummer drei im Internet-Handel hochgearbeitet.

Dreistelliger Millionenbetrag auf Eis

Der Insolvenzverwalter rechnet damit, dass die Quelle-Hausbank Valovis nach Eingang der 50 Millionen Euro vom Staat bis Ende der Woche einen dreistelligen Millionenbetrag freigibt. Denn Kundenzahlungen in dieser Höhe seien seit dem Insolvenzantrag am 9. Juni aufgelaufen, erklärte sein Sprecher Thomas Schulz. Der staatliche Kredit werde bis zum Jahresende gewährt und auch zurückgezahlt werden, «wenn das Geschäft normal läuft», sagte Schulz.

Die EU-Kommission erklärte, der Massekredit über 50 Millionen Euro sei «auf das für die Rettung erforderliche Minimum begrenzt». Könne der Kredit nach sechs Monaten nicht zurückgezahlt werden, müsste Deutschland einen Umstrukturierungs- oder Liquidationsplan für den Versandhändler vorlegen.

Kein Katalog, keine Bestellungen

Mit großer Erleichterung reagierten die Quelle-Mitarbeiter auf die Kreditzusage aus Berlin. «Wir waren seit Wochen zwischen Hoffen und Bangen, ein riesiges Auf und Ab», sagte Gesamtbetriebsratschef Ernst Sindel. «Gott sei Dank hat das jetzt ein positives Ende gefunden.» Bei den Kunden und den Lieferanten könnte sich Quelle gar nicht genug für ihre Treue bedanken. Erst in den vergangenen Tagen seien die Lieferungen, vor allem aber die Kundenbestellungen doch spürbar zurückgegangen.

«Der Katalog ist unterwegs, die Ware wartet draußen darauf, eingelagert zu werden», sagte Sindel. Mit dem Zahlungsstrom komme auch die Warenzulieferung wieder in Gang. «Man hat gespürt, dass wir riesig eingeschränkt waren», sagte Sindel.

Der Massekredit geht nicht an Quelle, sondern als Bürgschafts-Ersatz an die Valovis-Bank, erklärte Schulz. Die Bank gehört dem Pensionstrust von Karstadt-Quelle. Mit dem Kredit als Sicherheit könne Valovis das sogenannte Factoring wieder aufnehmen, also Forderungen an Quelle-Kunden übernehmen und Quelle den Großteil des Geldes sofort auszahlen. «Das ist die grundsätzliche Voraussetzung, um den Geschäftsbetrieb fortzusetzen und zu stabilisieren», sagte Schulz. Danach werde der Insolvenzverwalter prüfen, inwieweit Quelle mit den Mitteln des Insolvenzrechts zu sanieren sei und ob ein Investor einsteigen wolle.