Frankfurt/Main. Die Abwrackprämie wirkt und beschert den Herstellern Absatzzahlen wie lange nicht: Im ersten halben Jahr sind in Deutschland so viele Autos gekauft worden wie seit zehn Jahren nicht mehr. Die guten Verkaufszahlen führen dazu, dass die Hersteller Kurzarbeit weiter zurückfahren.
Dank der Abwrackprämie ist die Zahl der neu zugelassenen Pkws in Deutschland im ersten Halbjahr 2009 um mehr als 2 Millionen gestiegen. Das entspricht laut Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK) einem Zuwachs von 26 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit sei das Rekordniveau von 1999 sogar noch übertroffen worden. Allein im Juni wurden dank des «Motors» Abwrackprämie 427.000 Neuzulassungen registriert worden, ein Plus von 40 Prozent.
Die Zahlen machten «im Vergleich zum rückläufigen europäischen Markt deutlich, wie erfolgreich diese Maßnahme des Konjunkturpakets II ist», erklärte der Verband. VDIK-Chef Volker Lange sagte: «Ohne eine Förderung durch die Umweltprämie hätten Privatkäufer sich in der Mehrzahl nicht für einen Neuwagen entschieden, sondern wie bisher für ältere Gebrauchtwagen.»
Kleinwagen und Minis waren die Renner
Vor allem Minis waren laut VDIK gefragt: Sie hätten um mehr als 120 Prozent zugelegt, bei Kleinwagen sei ein Zuwachs von 85 Prozent zu verzeichnen. «Rückgänge im zweistelligen Bereich verzeichnen die obere Mittelklasse, die Oberklasse, die Sportwagen und Vans.» Die Autoimporteure hätten im Geschäft mit Mini und Kleinwagen das Rennen gemacht: Deutlich mehr als die Hälfte des Fahrzeugabsatzes in diesen Segmenten in Deutschland seien auf VDIK-Mitglieder entfallen.
Alternative Antriebstechniken seien bei den Verbrauchern ebenfalls gefragt gewesen: Sie erzielten laut VDIK ein Plus von 25 Prozent. Bei den Neuzulassungen hätten Fahrzeuge mit Flüssiggasmotor ihr Volumen um 37 Prozent gesteigert.
Dank der steigenden Nachfrage im Inland fahren Autohersteller die Kurzarbeit in ihren deutschen Werke zurück: So will der Autobauer Daimler die Produktion in Deutschland wieder hochfahren. «Die Zahl der Kurzarbeiter wird voraussichtlich weiter sinken», sagte Konzernchef Dieter Zetsche der «Welt» vom Donnerstag. Schon kürzlich hatte Daimler rund 10.000 Beschäftigte aus der Kurzarbeit entlassen, die das Unternehmen zu Beginn der Wirtschaftskrise eingeführt hatte. Derzeit arbeiten laut «Welt» 47.000 Daimler-Beschäftigte kurz, davon 35.000 in den Pkw-Werken.
Auch BMW kurbelt seine Produktion im Werk Leipzig wieder an. Im September soll die Produktion von derzeit 600 auf 730 Fahrzeuge pro Tag hochgefahren werden, sagte Werksleiter Manfred Erlacher der «Leipziger Volkszeitung» (Donnerstagausgabe). Dafür stelle BMW 200 Zeitarbeiter ein. Grund sei die Markteinführung des kompakten Geländewagens X1, der in Leipzig gebaut wird, und die gute Nachfrage nach dem 1er-Modell. Im September und Oktober «knacken wir sogar die Bestmarke des Werkes», sagte Erlacher. «Wir montieren dann erstmals 730 Fahrzeuge am Tag.» (ap/afp)