Brüssel. . Gute Nachrichten für Patienten: Verschreibungspflichtige Medikamente werden in Europa fälschungssicherer. Falsche Wirkstoffe oder falsche Mengen gefährdeten die Gesundheit oder gar das Leben von Patienten.
„Echte“ Arzneien sollen ab voraussichtlich Mitte 2013 mit Sicherheitsmerkmalen gekennzeichnet sein, sagte EU-Parlamentarier Peter Liese (CDU) am Mittwoch. Das EU-Parlament verabschiede nächste Woche eine entsprechende Gesetzesrichtlinie. Die EU-Abgeordnete Dagmar Roth-Behrendt (SPD) sagte, geplant sei auch ein europaweites Rückrufsystem für entdeckte Arzneifälschungen. Auf Pharmaunternehmen und Apotheken kommen Milliarden-Investitionen zu.
Früher wurden den Parlamentariern zufolge vor allem „Lifestyle“-Medikamente wie die Potenzpille Viagra oder Mittel zum Gewichtverlieren gefälscht. Nun würden aber auch Krebsmittel gefälscht und andere teure Arzneien wie Cholesterin-Senker und Grippemittel. Aspirin, Paracetamol und andere günstige nichtverschreibungspflichtige Arzneien würden kaum gefälscht - das lohne sich bei solch günstigen Mitteln nicht.
Niveau des Drogenhandels erreicht
Falsche Wirkstoffe oder falsche Mengen gefährdeten die Gesundheit oder gar das Leben von Patienten, sagte Liese, der früher als Arzt tätig war. „Die Arzneimittelfälschungen in der EU steigen seit einiger Zeit und haben nach Aussagen von Experten mittlerweile Dimensionen des Drogenhandels erreicht.“ Je Jahr würden mittlerweile mehr als 2,5 Millionen gefälschte Produkte in Europa entdeckt.
Abhilfe sollen Sicherheitsmerkmale schaffen. Wie sie aussehen, werde derzeit erarbeitet. Mit ihnen könne der Weg einer Arznei vom Hersteller bis zum Patienten nachgezeichnet werden. Apotheken brauchen dazu laut Liese spezielle Geräte.
Zudem sollen zugelassene Internet-Versandhändler ein EU-Logo erhalten. „Ein Qualitätssiegel auf der Webseite der Internetapotheke wird den Patientinnen und Patienten künftig zeigen, welche Internetapotheke für den Verkauf von Medikamenten zugelassen ist“, sagte Roth-Behrendt.
Pharma-Riesen begrüßen Vorstoß trotz hoher Kosten
Die Pharmabranche und Apotheken müssten in Europa mehr als zehn Milliarden Euro investieren, um die neuen Anforderungen zu erfüllen. Trotz dieser Kosten seien große Pharmakonzerne wie der amerikanische Viagra-Hersteller Pfizer oder die britische GlaxoSmithKline für den EU-Vorstoß gewesen, gefälschte Arzneien europaweit stärker zu bekämpfen, sagte Liese. Sie verlören viel Geld wegen gefälschter Medikamente.
Die EU-Länder billigen die europäische Gesetzesrichtlinie laut Liese wohl bis Sommer. Sie haben dann zwei Jahre Zeit, die Vorgaben in nationale Gesetze umzuwandeln.