Hattingen.

Angabe zu Medikamenten soll übersichtlicher werden: Apotheker begrüßen Idee. Nebenwirkungen schrecken Bürger ab.

Einfach gleich besser – die simple Formel gilt nicht immer. Aber sie verdeutlicht, dass Fachausdrücke und Fremdwörter auf Beipackzetteln von Medikamenten den Menschen Probleme machen. Dass die Angaben eher kompliziert als verständlich sind, bestätigen viele befragte Verbraucher. Und dass sie eher abschrecken, gerade was die Nebenwirkungen betrifft. Viele lesen die Informationen eher oberflächlich, vertrauen mehr ihrem Arzt.

Informationen zur Arznei – wie viel ist nötig und hilfreich, wann ist es zu viel? Damit haben sich EU-Politiker lange beschäftigt. Mit der Folge: Beipackzettel sollen mit einer Art Steckbrief einfacher und verständlicher werden. Zudem soll es im Internet Portale geben, auf denen Verbraucher Informationen in den Landessprachen abrufen können. Der Hintergrund ist, dass pro Jahr tausende Menschen im Krankenhaus landen, weil sie falsche Arznei oder die Richtige falsch einnehmen.

„Verständlicher ist immer besser“, sagt Apothekerin Andrea Beckmann von der Nord-Apotheke an der Bochumer Straße. Denn es gebe Verunsicherungen seitens der Kunden, sagt sie. Meint aber auch: dies sei vom Typ abhängig. Der eine lese alles, der andere vertraue dem Arzt. „Wir informieren unsere Kunden bei Neben- und Wechselwirkungen, machen auf Verträglichkeit aufmerksam, suchen das Gespräch“, sagt sie. Beispiele seien Schmerzmittel. Aber ein bestimmtes Medikament, dessen Beipackzettel ihre Kunden oft verunsichern würde, könne sie nicht nennen. Aber: „Je mehr Medikamente jemand nimmt, desto schwieriger wird es.“

Ein Konflikt zwischen einfachen Erklärungen und komplizierten Informationen zu den Medikamenten ist offensichtlich. „Das lässt sich nicht vermeiden“, sagt Rolf Jägers von der Paracelsus-Apotheke auf der Heggerstraße. Denn die Angabe von Nebenwirkungen haben auch einen rechtlichen Hintergrund. Aber: „Für Laien ist es unübersichtlich“, meint er. Daher versuche er Hilfestellung zu geben. Wie auch die anderen Apotheker. Dass aber Menschen verunsichert zu ihm kommen, sei selten. Zu Antibiotika kämen öfter Fragen sowie zu Sachen, die kurzfristig eingenommen werden. Ein weiter Fall: „Oft werden Arzneien zur falschen Zeit eingenommen. Dafür wäre so ein Steckbrief gut.“

Aber nicht nur Laien haben Probleme mit den Angaben. „Auch Fachleute müssen manchmal nachlesen“, sagt Julia Mathis von der Wald Apotheke. Die Firmen würden sich mit der Liste von Nebenwirkungen absichern, die Menschen damit aber so verunsichern, dass sie Medikamente absetzen würden. Zum Beipackzettel sagt sie: „Vorne sollte das Wichtigste stehen und anders formuliert sein. Mich persönlich stören die Fragestellungen darauf sehr – die finde ich irritierend.“