Berlin.

Der Handel soll sicherstellen, dass kein Dioxin in Lebensmitteln ist. Das fordert der Chef der Verbraucherzentralen, Gerd Billen, im Gespräch mit DerWesten. „Ich will wieder sicher einkaufen können.“

Der Handel soll sicherstellen, dass keine dioxinbelasteten Waren in den Supermärkten angeboten werden. „Ich will am Wochenende wieder sicher einkaufen können“, sagte der Chef des Bundesverbands der Verbraucherzentralen (vzbv), Gerd Billen, dieser Zeitung. Die Kunden würden nicht beim Futtermittelhersteller einkaufen, sondern bei den Lebensmittelhändlern.

Der Verband registriert eine wachsende Verunsicherung der Verbraucher und beklagt einen neuerlichen Rückschlag beim Vertrauen in sichere Lebensmittel und funktionierende Kontrollen.

Der Handel selbst verweist auf eine enge Zusammenarbeit mit den Behörden. „Wir haben nach aktuellem Kenntnisstand keine Erkenntnisse darüber, dass Eier bei Edeka mit Dioxin belastet sind“, beruhigt Unternehmenssprecher Gernod Kasel die Kunden. Andere Supermarktketten äußerten sich ähnlich.

Ministerin hält Regelungen für ausreichend

Laut Billen sind zwei Sofortmaßnahmen gefragt. Es müsse sichergestellt werden, dass keine potenziell gesundheitsgefährdenden Lebensmittel mehr im Umlauf sind. Außerdem verlangt der vzbv eine lückenlose Aufklärung der Gründe für die Belastung der Futterfette. Der Verband hält die derzeit bei den Bundesländern liegende Kontrolle der Lebensmittelbetriebe für überholt. Die Standards der Kon­trollen müsste bundesweit einheitlich geregelt werden. Der vzbv spricht sich zudem für eine stärkere Informationspflicht der Behörden gegenüber der Öffentlichkeit aus. Der Bundesverband der Lebensmittelkontrolleure geht noch weiter: Es fehlten bis zu 1500 staatliche Prüfer, um die Le­bensmittelbranche effektiv zu überwachen.

Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) hält die aktuellen Regelungen dagegen für ausreichend. „Die rechtlichen Grundlagen ermöglichen den Ländern die klare und schnelle Nennung der verantwortlichen Firmen sowie der betroffenen Firmen und Chargen“, stellt die CSU-Politikerin fest. Verbraucher sollen auch erfahren, wenn ihr Händler dioxinbelastete Eier verkauft hat. Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen haben mittlerweile erste Listen veröffentlicht, welche Eierlieferungen durch das Gift nicht mehr verkaufsfähig sind.

Zurückgehaltene Informationen?

Unterdessen gibt es widersprüchliche Angaben darüber, wann die Kontrollbehörden über die Dioxinfunde im Tierfutter informiert wurden. Niedersachsen als besonders betroffenes Land behauptet, dass die Ämter erst am 23. Dezember darüber vom Hersteller informiert wurden. Nach Angaben des Deutschen Verbands Tiernahrung (DVT) wussten die Behörden dagegen schon Anfang Dezember Bescheid. In das nationale Warnsystem für Lebensmittel wurden die Dioxinfunde erst am 28. Dezember eingestellt. „Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Informationen bewusst erst nach Weihnachten veröffentlicht wurden“, kritisiert Billen die Informationspolitik.