Essen. Importeur von Dubai-Schokolade legt sich mit Aldi und Lidl an. Wie Andreas Wilmers den Preisunterschied von 15,78 und 3,79 Euro erklärt.
Der Unternehmer Andreas Wilmers, der sich Exklusivrechte am Original der Dubai-Schokolade des Herstellers Fex Dessert gesichert hat, legt sich mit den Discounter-Riesen Aldi Süd und Lidl an. Er wirft ihnen Irreführung beim Verkauf von Dubai-Tafeln vor. Zweiter Anbieter ist die Manufaktur Fix Dessert Chocolatier der Erfinderin von Dubai-Schokolade, Sarah Hamouda. Wir fragten Wilmers, warum Dubai-Schokolade bei ihm rund 15 Euro pro 100 Gramm kostet und ob ihn der Discounter-Preis von 3,79 Euro ärgert.
Herr Wilmers, Sie haben die Discounter Aldi Süd und Lidl abgemahnt, weil sie Dubai-Schokolade verkaufen. Warum?
Andreas Wilmers: Aldi zum Beispiel wirbt mit „Dubai Handmade Chocolate“ und zeigt eine Silhouette von Dubai auf der Verpackung. Deshalb gehen Verbraucher davon aus, dass die Schokolade in Dubai von Hand hergestellt wird. So ist es aber nicht. Sie kommt aus industrieller Produktion in der Türkei. Das ist nicht fair und eine Irreführung der Verbraucherinnen und Verbraucher. Wenn Aldi und Lidl Tafeln verkaufen, die von der Aufmachung her klarstellen, dass die Schokolade nicht aus Dubai kommt, habe ich nichts dagegen.
Beide Ketten haben eine Frist verstreichen lassen und den Namen nicht geändert. Planen Sie weitere Schritte?
Wilmers: Wir prüfen gerade, ob wir bei Gericht Einstweilige Verfügungen gegen Aldi und Lidl beantragen werden.
Sie argumentieren mit Verbraucherschutz. Ärgert Sie denn nicht auch, dass die Discounter die 100-Gramm-Schokolade für 3,79 Euro pro Tafel verkaufen, Ihr Original aber knapp 16 Euro je 100 Gramm kostet?
Wilmers: Es geht mir überhaupt nicht um den Preis. Wettbewerb ist gut und richtig. Das meine ich sehr ernst. Es geht allein um Irreführung. Dubai ist eine Herkunftsbezeichnung. Aachener Printen müssen ja auch aus Aachen kommen und Nürnberger Lebkuchen aus Nürnberg.
Der Verband der deutschen Süßwarenindustrie sieht das aber anders und vergleicht Dubai-Schokolade mit Wiener Würstchen, die nicht zwingend in Wien hergestellt werden müssen.
Wilmers: Da haben wir eine andere Rechtsauffassung. Am Ende wird das Gericht entscheiden müssen.
Schmecke ich als Verbraucher denn überhaupt den Unterschied zwischen Dubai-Schokolade original aus Dubai und dem Aldi-Produkt aus der Türkei?
Wilmers: Selbstverständlich. Sie müssen sich doch nur die Inhaltsstoffe anschauen. Industrielle Hersteller verwenden oft minderwertige Schokolade und minderwertige Inhaltsstoffe. Allein das macht die Qualität aus.
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Wer eine Tafel Schokolade mit Pistaziencreme und Engelshaar zu Hause selbst herstellt, hat nach unseren Berechnungen deutlich niedrigere Kosten.
Wilmers: Es kommt auch hier darauf an, wie hoch der Pistaziengehalt in der Creme ist. In Dubai zahlen Sie für eine Tafel des staatlich lizenzierten Herstellers Fex, dessen Produkt wir in Europa exklusiv vertreiben, 17 Euro. Der Frische wegen lassen wir die Schokolade mit dem Flugzeug nach Deutschland ausfliegen. Die Fracht kostet viel Geld. Hinzu kommen Zölle, Steuern und die durch die hohe Nachfrage stark gestiegenen Preise für Pistazien. Deshalb kostet unsere Dubai-Schokolade leicht 29,99 Euro pro 190 Gramm.
Schadet die Flut von Nachahmer-Produkten Ihrem Geschäft?
Wilmers: Überhaupt nicht. Unser Umsatz hat sich in den vergangenen vier Wochen verzehnfacht. Die Leute kaufen die Original Fex, weil sie sich etwas Luxus und Lifestyle gönnen wollen. Da die Schokolade handgemacht ist, bekommen wir nur kleine Mengen, die in unserem Onlineshop spätestens nach zehn Minuten vergriffen sind. Ob sich die Nachfrage abflachen wird, kann niemand voraussehen. Vielleicht etabliert sich Dubai-Schokolade dauerhaft in Deutschland.
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