Essen. Rekordimporte von Feuerwerksartikeln. Einige werden teils deutlich teurer, Marktführer Weco erklärt, warum. Preischeck bei Aldi, Lidl und Rewe.
Es wird laut in der Silvesternacht: Die Deutschen wollen deutlich mehr böllern und Raketen in den Himmel jagen als beim vergangenen Jahreswechsel. Davon gehen zumindest die Handelsriesen aus, die bei den Herstellern deutlich mehr Feuerwerkssortimente geordert haben als im vergangenen Jahr. Dabei werden Böller, Raketen und Feuerwerksbatterien in diesem Jahr im Durchschnitt erneut teurer, zumindest haben die Hersteller ihre Preise angehoben. Dabei waren die Preise bereits im letzten Jahr gestiegen.
Der unangefochtene Marktführer Weco sitzt in Eitorf bei Siegburg und hat in Deutschland nach eigenen Angaben einen Marktanteil von 65 Prozent, beliefert etwa Aldi, Lidl, Kaufland und Rewe. Edeka führt die Traditions-Marke Comet. Der Verkauf startet in diesem Jahr einen Tag früher als gesetzlich eigentlich vorgesehen bereits am 28. Dezember, weil der 29. ein Sonntag ist und damit als Verkaufstag wegfällt.
Feuerwerks-Verkauf startet in diesem Jahr schon am 28. Dezember
Dass die Einzelhändler für dieses Silvester deutlich mehr bestellen würden, war eigentlich gleich nach dem ersten Verkaufstag im vergangenen Jahr klar. „Da war bei vielen mittags schon alles leergekauft“, erinnert sich Weco-Sprecher Oliver Gerstmeier. In diesem Jahr werde Weco bis Weihnachten 110.000 Europaletten an den Handel ausliefern, „eine logistische Mammutaufgabe“, betont er. 80 Prozent der Feuerwerksartikel kommen aus China, ein Fünftel produziert Weco noch selbst in Deutschland. Die größte Herausforderung sei es immer, dass die Importe aus Fernost rechtzeitig in Deutschland ankommen, erklärt Gerstmeier. Dieses Jahr laufe es „ziemlich gut“.
Tatsächlich wurden laut Statistischem Bundesamt deutschlandweit im entscheidenden dritten Quartal von Juli bis September mit knapp 26.000 Tonnen so viele Feuerwerksartikel importiert wie noch nie, gegenüber dem Vorjahresquartal war das ein Anstieg um 16 Prozent. Dass in diesem Jahr erneut einige Städte wie Bochum und Bottrop Böllerverbotszonen einrichten wollen und Essen die Bürgerinnen und Bürger um Zurückhaltung beim Feuerwerk bittet, scheint die Leute wenig zu kümmern – zumindest geht davon der Handel aus.
Die vor allem im Sommer sehr hohen Transportkosten für die aus China verschiffte Ware sind es zugleich, mit denen die Hersteller in diesem Jahr steigende Preise begründen. Der Standard-Seecontainer kostete Anfang 2024 noch durchschnittlich rund 2000 Euro, Mitte des Jahres verdreifachten sich die Frachtpreise auf 6000 Euro.
Weco: Kosten für Containerfracht, Pappe und Pyrochemie stark gestiegen
„Hinzu kommen die hohen Energiekosten und gestiegene Preise für Pappe und Papier sowie für Pyrochemie wie Schwarzpulver“, sagt Weco-Sprecher Gerstmeier. Der Marktführer selbst habe deshalb seine Preise „leicht“ anheben müssen, sagt er, ohne genaue Zahlen nennen zu wollen. Die für die Verbraucherinnen und Verbraucher entscheidenden Ladenpreise bestimmt freilich der Handel selbst. Die im Internet veröffentlichten Prospekte von Aldi und Lidl für das Silvesterfeuerwerk 2024 bestätigen den von Weco skizzierten Trend aber.
Die beiden führenden Discounter in Deutschland geben die gestiegenen Einkaufspreise dem Augenschein nach nicht voll weiter, sie haben die Preise für viele Artikel stabil gehalten. Einige sind aber auch teils deutlich teurer geworden: So nimmt Aldi für sein Raketensortiment „Starbust Symphonie“ diesmal 16,99 Euro – zwei Euro mehr als vor einem Jahr.
Aldi, Lidl und Rewe halten viele Preise stabil, einige steigen teils deutlich
Bei Lidl kostet zum Beispiel die Batterie „Casino Royal“ mit 24,99 zwei Euro mehr als vor der letzten Silvesternacht. Der „Pyro-Mix for Kids“, ein Jugendfeuerwerk, ist mit 4,99 Euro rund 25 Prozent teurer geworden. Wie Aldi und Lidl bietet auch Rewe bietet viele Artikel in diesem Jahr zum gleichen Preis an wie im letzten, hat einige aber auch verteuert. So kostet die Batterie Starlight (10,99 Euro) einen Euro mehr als 2023, ebenso das Familiensortiment Fascination (16,99 Euro).
Die Preise von Aldi, Lidl und Co. untereinander zu vergleichen, ist praktisch unmöglich, denn Weco lässt für die großen Ketten exklusive Sortimente fertigen. Selbst ähnliche Pakete und Einzelartikel tragen andere Namen und unterscheiden sich meist auch leicht. Die großen Ketten wollen sich bei ihrer Preispolitik nicht in die Karten schauen lassen. Einzelne Artikel machen Aldi und Lidl auch günstiger und gehen mit diesen Angeboten in die Werbung.
Batterien und Jugendfeuerwerk stärker gefragt, Böller weniger
Die Vorlieben der Feuerwerker haben sich in den vergangenen Jahren deutlich verschoben – weg von reinen Knallern und hin zu Batteriefeuerwerken und Jugendfeuerwerk. Dass die Medien nach wie vor immer übers „Böllern“ schreiben, möchte Weco-Sprecher Gerstmeier daher relativiert wissen: „Die klassischen Böller machen inzwischen gerade noch 2,5 Prozent unserer Umsätze aus“, betont er.
Die Verbundfeuerwerke, auch Batterien genannt, nehmen inzwischen den mit Abstand größten Anteil an den Umsätzen ein, mit 50 bis 60 Prozent gibt Weco ihn an. Viele Pyro-Freunde haben offenbar keine Lust mehr auf wunde, verbrannte Daumen durch den zigfachen Kampf mit der Zündschnur und entscheiden sich für die Variante, Dutzende Raketen und Fontänen mit einer anzufachen. Für die Brenndauer von ein, zwei Minuten sind die in den Batterien verbauten Minifeuerwerke allerdings kein günstiger Spaß, die Preise reichen je nach Größe von 15 bis 150 Euro.
Ebenfalls beliebter werden Jugendfeuerwerke mit vielen Funken und Fontänen, aber weniger Schwarzpulver. Ihren Anteil schätzt Weco auf 15 bis 20 Prozent. In etwa einen ähnlichen Umsatzanteil haben die klassischen Leuchtfeuerwerke, sprich die Raketensortimente.