Berlin. Bund und Länder hatten sich auf eine Finanzierung des Deutschlandtickets geeinigt. Doch nach dem Ampel-Bruch ist dessen Zukunft ungewiss.
Das Deutschlandticket steht wieder auf dem Prüfstand. Durch das Ende der Ampelkoalition ist seine zukünftige Finanzierung ungewiss. Doch wie realistisch ist das Ende des Fahrscheins?
Ein Teil der Finanzierung der Einnahmeausfälle durch das günstige 49-Euro-Ticket steht auf der Kippe. Denn eigentlich sollen nicht benötigte Gelder aus dem Jahr 2023 die Lücke schließen. Dafür will die Bundesregierung das Regionalisierungsgesetz ändern. Die dafür notwendige Mehrheit ist mit dem Bruch der Ampel aber alles andere als sicher. Sollte die Änderung nicht verabschiedet werden, fehlt den Ländern viel Geld – sie müssten den Ausfall des Bundes aus eigener Tasche ausgleichen. „Ich warne davor, dass das D-Ticket dieser unsicheren Übergangszeit im Bund zum Opfer fällt“, sagt Niedersachsens Verkehrsminister Olaf Lies (SPD).
Söder über Deutschlandticket: „Wenn der Bund es nicht bezahlt, dann muss es fallen“
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hingegen hält das Deutschlandticket in seiner jetzigen Form für nicht weiter tragbar. Er drängt darauf, dass der Bund künftig allein für die Kosten aufkommt. „Wenn der Bund es nicht bezahlt, dann muss es fallen“, so der CSU-Chef. Allein für Bayern belaufen sich Söder zufolge die jährlichen Kosten auf etwa 300 Millionen Euro. Er plädiert dafür, das Geld stattdessen in die Verkehrsinfrastruktur zu investieren. Als Alternative zum Ticket schlägt Söder ein „Ferienticket“ für 49 Euro vor, welches einen Monat im Jahr genutzt werden könnte.
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Verena Bentele, Präsidentin des Sozialverbands VdK, hält die Forderung einer Abschaffung für kontraproduktiv. „Das Deutschlandticket muss auch nach dem Ampel-Aus weiter Bestand haben“, sagt Bentele. „Eine langfristige Sicherung der Infrastruktur ist wichtig – aber nicht auf Kosten der Menschen, die auf den Nah- und Fernverkehr angewiesen sind.“ Sie fordert vom Bund und den Ländern, ihre Verpflichtungen gegenüber einem funktionierenden und bezahlbaren öffentlichen Verkehr zu erfüllen – „egal in welcher Regierungskonstellation“.
Gregor Kolbe, Referent im Team Mobilität und Reisen des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv), drängt ebenfalls auf den Erhalt des D-Tickets. „Eine neue Bundesregierung muss sich klar zum Deutschlandticket bekennen und gemeinsam mit den Ländern schnellstmöglich eine langfristige und gesicherte Finanzierung des Tickets auf den Weg bringen.“ Die hohe Nachfrage belege den Wunsch von Verbraucherinnen und Verbrauchern nach günstiger Mobilität. „Das Ende des Deutschlandtickets würde einen Rückschritt für eine zukunftsfähige, nachhaltige und soziale Verkehrspolitik bedeuten.“
Wird das 49-Euro-Ticket am Jahresende abgeschafft?
Diese Gefahr besteht zum Glück nicht. Nach Einschätzung des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) wird es im Bundestag noch eine Lösung geben. „Sicher wollen die im Bundestag vertretenen Parteien mehrheitlich nicht ein Ticket gefährden, das aktuell über 13 Millionen Bürgerinnen und Bürger nutzen“, glaubt VDV-Sprecher Lars Wagner. Selbst wenn das nicht klappt, wird es das Deutschlandticket erst einmal weiter geben – die Länder müssten die Finanzierung dann stemmen. Denn die Verkehrsverbünde können nicht einfach aussteigen und die Tickets kündigen.
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Wie geht es im kommenden Jahr weiter mit dem Ticket?
Zunächst einmal müssen die Kunden eine bittere Pille schlucken: Das D-Ticket verteuert sich zum Jahresanfang. Statt bisher 49 Euro kostet es dann 58 Euro. Die Erhöhung wird nötig, weil die Kosten der Verkehrsunternehmen deutlich angestiegen sind, sie zugleich aber Einnahmeausfälle durch den Einheitsfahrschein für den Nahverkehr hinnehmen müssen. Drei Milliarden Euro schießen Bund und Länder je zur Hälfte schon zu. Doch das reicht nicht. Bevor nun das Angebot an Bussen und Bahn gekürzt werden muss, haben sich die Verkehrsminister auf eine Preiserhöhung verständigt. Im Frühjahr soll dann wieder Bilanz gezogen werden. Wichtig ist die Frage, ob die Preiserhöhung zu vielen Kündigungen führt.
Selbst wenn die kurzfristige Finanzierung gesichert ist, stellt sich die Frage, ob der Bund und die Länder zukünftig die Mittel aufbringen können, um das Deutschlandticket weiterhin zu unterstützen. Darüber wird aber wohl erst nach der Bundestagswahl entschieden. Sollte es keine Einigung über eine Finanzierung für das Jahr 2026 geben, ist das Ticket gefährdet. Entweder wird es dann deutlich teurer – oder es wird ganz eingestellt.
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