Berlin. Donald Trump siegt bei der US-Wahl. Die US-Börsen reagieren positiv. Das sind die Folgen für Aktien, Anleihen, Gold und Kryptowährungen.

Donald Trump hat die US-Wahl gewonnen – und wirbelt die Finanzmärkte kräftig auf. Die US-Börsen starteten mit teils deutlichen Kursgewinnen in den Tag. Der S&P 500 lag nach Börsenstart mit 2,04 Prozent bei 5.900,75 Zählern im Plus, der NASDAQ Composite gewinnt 1,43 Prozent auf 18.439,17 Einheiten, auch der Dow Jones notiert 3,03 Prozent fester bei 43.529,24 Punkten. Viele europäische Börsen reagierten zunächst positiv auf den Wahlausgang, drehten aber im Tagesverlauf ins Minus. Auch der DAX gab seine Kursgewinnen wieder ab und schloss im Minus.

„Trumps Amtszeit wird mit großer Wahrscheinlichkeit nicht schlecht für die weltweiten Aktienmärkte“, sagte Sören Hettler, Gruppenleiter für Anlagestrategie und Privatkunden bei der DZ Bank, im Gespräch mit unserer Redaktion. Allerdings gibt es deutliche Unterschiede. Die Aktie des Elektro-Autobauers Tesla notierte etwa um rund 15 Prozent höher. Tesla-Chef Elon Musk war ein wichtiger Wahlkampfhelfer Donald Trumps und wird bereits als Kopf einer Kommission gehandelt, die sich um die Regierungseffizienz und um Entbürokratisierung kümmern soll.

Aber auch Ölkonzerne, Banken und Rüstungsfirmen profitierten von den Prognosen. So schoss beispielsweise der Kurs des Energiekonzerns Chevron, einer der weltgrößten Ölkonzerne, zwischenzeitlich um fast acht Prozent in die Höhe. Die Papiere der Großbank JPMorgan Chase legten um knapp zehn Prozent zu. Der Waffenhersteller Lookheed Martin notierte vier Prozent höher.

Abschläge mussten hingegen Firmen hinnehmen, die von einem Wahlsieg von Kamala Harris profitiert hätten, etwa im Bereich Erneuerbarer Energien. Der Photovoltaik-Hersteller First Solar notierte beispielsweise knapp zehn Prozent im Minus.

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„Make America great again“-Kappen hängen einem Arbeitsplatz der New York Stock Exchange in der Wall Street. © imago/UPI Photo | IMAGO/John Angelillo

Donald Trump neuer US-Präsident: Aktienmärkte reagieren positiv

Turbulent ging es bei Trumps eigenem Medienunternehmen zu: Die Trump Media & Technology Group, unter deren Dach Trumps Socia-Media-Plattform Truth Social firmiert, legte zunächst um 40 Prozent, um die Gewinne auf plus 10 Prozent wieder abzugeben.

Insgesamt reagierten die breiten Märkte positiv auf die Nachricht von Trump als Wahlsieger. „Trump ist ein Mann der Wirtschaft. Er will massiv Steuern senken, hat Elon Musk als Impulsgeber für eine Entbürokratisierung an seiner Seite. Das ist ein Impuls, der die Märkte beflügelt“, sagte Fondsmanager Christian Kahler von Kahler & Kurz Capital im Gespräch mit unserer Redaktion. Kahler rechnet mit größeren Schwankungen in den nächsten Tagen, insgesamt aber mit Rückenwind für die Börsen. Großer Gewinner der Wahl könnte laut Kahler Elon Musk werden: „Deutlich profitieren dürfte die Luft- und Raumfahrt. Elon Musk wird sein Vermögen verdoppeln können. Auch beim Thema autonomes Fahren gibt es einen großen Aufwind.“

Viele US-Unternehmen dürften nach Einschätzung des Fondsmanagers vor allem profitieren, sollte Trump wie angekündigt die Körperschaftssteuer weiter senken. In seiner ersten Amtszeit hatte Trump die Steuer bereits von 35 auf 21 Prozent gesenkt, dabei aber schon ein Niveau von 15 Prozent angestrebt. „Es ist durchaus denkbar, dass er sie um weitere zehn Prozent senkt. Für amerikanische Titel bedeutet das einen Gewinnsprung“, ordnet Kahler ein.

MSCI World könnte profitieren

Sollte es so kommen, könnten auch Fonds und ETFs, die breite Märkte abbilden, profitieren – etwa der bei Kleinanlegern beliebte MSCI World, der je nach Anbieter einen US-Anteil von deutlich über 60 Prozent aufweist. „Steigen die US-Gewinne, ergibt sich die Chance auf Kurssteigerungen. Vieles wird in den nächsten Tagen aber eingepreist werden“, sagt Kahler.

Sören Hettler nannte die Finanzbranche, Energieunternehmen aus dem Bereich fossiler Energieträger, aber auch den Rüstungssektor, der von Trumps Präsidentschaft profitieren könnte. „Vor allem die kleineren und mittleren Unternehmen in den USA würden von Importzöllen profitieren“, sagte Hettler. Ein mögliches Risiko nannte der DZ-Bank-Experte aber auch: Die Inflation könnte aufgrund einer neuen Zollpolitik wieder spürbar anziehen und statt bei zwei Prozent im kommenden Jahr in den USA bei vier Prozent liegen. Das hätte wohl auch Folgen für Deutschland: „In großen Währungsräumen dürften Gegenzölle erhoben werden. Dies bedeutet Druck nach oben für die Inflation auch in anderen Regionen wie etwa in Europa.“

Der Rüstungshersteller Lockheed Martin legte am Mittwoch an der Börse zu.
Der Rüstungshersteller Lockheed Martin legte am Mittwoch an der Börse zu. © AFP | Erwin Scheriau

Deutsche Autobauer unter Druck

Deutsche Titel reagierten unterschiedlich auf den Wahlsieg Trumps. Vor allem Werte der deutschen Autoindustrie notierten kräftig im Minus. Anleger befürchten in diesem Bereich künftig Strafzölle. Neben Trumps Sieg und einer verschärften Problematik von Zöllen legte BMW Zahlen vor, wonach der Gewinn aufgrund des schwachen China-Geschäfts um 84 Prozent eingebrochen ist. In den vergangenen Tagen hatten bereits VW und Audi mit drastischen Gewinneinbrüchen Anlegerinnen und Anleger verschreckt. Sollte Trump nun die Gangart gegen China verschärfen und damit die chinesische Konjunktur in Mitleidenschaft ziehen, könnten auch die deutschen Autobauer weiter leiden.

„Im USA-China-Verhältnis besteht das Risiko, dass sich das ohnehin bereits gestörte Verhältnis weiter verschärft. Primär dürfte das für die exportorientierten deutschen Unternehmen zu einer Belastung führen, wie wir auch schon in der aktuellen Berichtsaison sehen“, sagte Joachim Schallmayer, Leiter für Kapitalmärkte und Strategie der Deka, im Gespräch mit unserer Redaktion. „Eine schnelle Verbesserung ist nicht in Sicht. Für europäische und vor allem für deutsche Werte kann es daher schwieriger werden.“

Laut DZ-Bank-Experte Hettler könnten vor allem die europäischen Unternehmen profitieren, die ebenfalls in den USA produzieren oder in US-Absatzmärkte vorstoßen könnten, die derzeit noch von US-Importen aus China dominiert werden. „Schließlich dürften die Zölle gegenüber China gravierender ausfallen als gegenüber Deutschland. Die USA werden durch Eigenproduktion nicht alle Exporte ersetzen können.“

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Bitcoin-Kurs schießt nach oben

Der Bitcoin kletterte unterdessen auf ein Rekordhoch und notierte in der Spitze bei 75.390,43 US-Dollar, in Euro notierte er in der Spitze bei 70.148,14 Euro. Damit legte die bekannteste Kryptowährung in Dollar um mehr als acht Prozent und in Euro sogar mehr um 10 Prozent zu. Auch wenn er im Tagesverlauf etwas zurückkam, so hat sich der Bitcoin auf Ein-Jahressicht mehr als verdoppelt.

Auch andere Kryptowährungen profitierten. Die zweitgrößte Kryptowährung Ethereum zog ebenfalls zwischenzeitlich um fast acht Prozent an, ist im Vergleich zum Bitcoin aber noch weit vom Allzeithoch entfernt. Noch rasanter bewegten sich kleinere Kryptowährungen wie etwa der einst als Spaßwährung gegründete Dogecoin, der eine Zeit lang von Seriengründer und Tesla-Chef Elon Musk massiv unterstützt wurde, und um fast ein Viertel im Wert zulegte.

Börsen nehmen Trump-Sieg vorweg: Kryptowährungen legen kräftig zu

Trumps-Vertrauter Elon Musk, reichster Mensch der Welt, gilt als Anhänger von Kryptowährungen. In der Spitze soll der E-Autobauer Tesla mehr als 40.000 Bitcoin gehalten haben. Mittlerweile wurde der Bestand deutlich reduziert, soll Analysen zufolge aber immer noch im fünfstelligen Bereich liegen. Donald Trump selbst hatte in den vergangenen Wochen Kryptowährungen immer wieder Rückenwind verschafft. Auf einer Bitcoin-Konferenz in Nashville im Juli hatte Trump etwa verkündet, die USA bei seiner Rückkehr ins Weiße Haus zur „Krypto-Hauptstadt des Planeten und zur Bitcoin-Supermacht“ machen zu wollen. Beschlagnahmte Kryptowährungen will Trump eigener Aussage zufolge zudem nicht mehr verkaufen, sondern sie einer „strategische Bitcoin-Reserve“ zuführen.

NASHVILLE, TN -  Donald Trump during his speech at the 2024 Bit
Auf einer Bitcoin-Konferenz in Nashville hatte Donald Trump für den Bitcoin geworben. © The Washington Post via Getty Images | The Washington Post

Entsprechend reagierte auch die Aktie der Kryptobörse Coinbase, die nachbörslich um rund 10 Prozent zulegte. Für Marktanalyst Timo Emden von Emden Research ist der Bitcoin zum „Trump-Barometer“ geworden. „Sollte Trump final in das Weiße Haus ziehen, wäre dies womöglich weiteres Wasser auf die Mühlen der Anleger“, sagte Emden. Die Krypto-Branche könnte dann kräftigen Rückenwind erhalten. Aber: „Spätestens jetzt besteht auf der Gegenseite auch kräftiges Enttäuschungspotenzial. Anleger sollten sich jedoch weiterhin vor Augen halten, dass die bereits verteilten Vorschusslorbeeren zum Verhängnis werden könnten“, warnte Emden. Es bleibe abzuwarten, welchen Stellenwert die Kryptobranche nach der Feststellung des neuen Staatsoberhauptes habe und wie viel Wahlkampfrhetorik sich am Ende als heiße Luft herausstelle.

Goldpreis gibt nach – Anleiherenditen steigen

Der Goldpreis gab nach Trumps Wahlsieg leicht nach, notierte in US-Dollar fast zwei Prozent im Minus. „Zuletzt haben wir einen fulminanten Anstieg des Goldpreises gesehen, er ist die beste Anlageklasse seit Jahresanfang. Wenn jetzt ein Stück weit Gewinnmitnahmen einsetzen, ist das nachvollziehbar“, sagt Deka-Experte Schallmayer. Gold sei vor allem ein Instrument zur Diversifikation in den Portfolien. „Diese Funktion behält es bei. Die Unsicherheiten, was Donald Trumps Politik angeht, bleibt ebenso wie die geopolitischen Spannungen erhalten. Entsprechend behält Gold als Diversifikator in maßvollen Anteilen seine Berechtigung.“ 

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Die Renditen der zehnjährigen US-Staatsanleihen zogen weiter kräftig an, nachdem sie seit Mitte September bereits einen Lauf um fast 25 Prozent hingelegt haben. „Grundsätzlich ist das Ergebnis in den USA mit strukturell höheren Unsicherheiten verbunden, sowohl was die Staatsausgaben als auch die Fiskalpolitik anbelangt“, ordnet Schallmayer ein. Allerdings müsse das nicht zwingend weiter zu höheren Redniten führen, vieles sei mittlerweile eingepreist. Aber: „An den Anleihemärkten wird es aller Voraussicht nach zu größeren Schwankungen kommen.“

DZ-Bank-Experte Hettler rechnet in der Tendenz mit höheren Anleihe-Renditen. „Aber: Wir sehen die USA nicht auf einen Kipppunkt zusteuern, an dem die Refinanzierungsfähigkeit nachhaltig in Frage gestellt wird. Die USA bleiben der größte und liquideste Markt der Welt.“