Dortmund. Es war ein monatelanger Kampf: Andrea L. hat bei der Stadtenergie zu viel für Gas bezahlt. „Mir wurde da etwas untergeschummelt“, vermutet sie.

Andrea L. war von 2022 bis 2023 Kundin bei der Stadtenergie in Dortmund. Im Frühjahr 2022 verstarb ihr Mann, ab da musste sich die 51-Jährige allein um alle laufenden Kosten und Verträge kümmern – auch um den Gasvertrag, den ihr Mann bei der Tochterfirma der Dortmunder Stadtwerke abgeschlossen hatte. Ende Februar 2023, den Einjahresvertrag bei der Stadtenergie hatte Andrea L. da schon fristgerecht gekündigt, habe für sie eine „Tortur“ begonnen. „Ich wurde regelrecht über den Tisch gezogen“, sagt sie rückblickend. Ihren monatelangen „Kampf um Gerechtigkeit“ beschreibt sie im Protokoll:

„Mein Mann und ich wollten nach einem Jahr bei der Stadtenergie zu einem günstigeren Gasanbieter wechseln. Ende Februar 2023 habe ich deshalb meinen Zählerstand eingereicht, ab März sollte der neue Vertrag bei einem anderen Anbieter starten. Da mein Mann im Jahr zuvor verstorben war, musste ich mich allein um alle Verträge kümmern. Ich wollte alles richtig machen und habe mir deshalb genau meinen Verbrauch ausgerechnet. Ich hatte viel weniger verbraucht als ursprünglich kalkuliert. Monatlich habe ich einen Abschlag von 120 Euro gezahlt, auf das Jahr gerechnet waren das etwa 1440 Euro. Nach meiner Rechnung hätte ich 600 Euro zurückbekommen müssen. Etwa zwei Monate später kam dann die Schlussrechnung von Stadtenergie. Da bin ich fast hinten über gefallen: Ich habe drei Euro zurückbekommen, also praktisch nichts.

„Als Antwort bekam ich nur Kauderwelsch“

In der Rechnung wurde ab irgendeinem Zeitpunkt plötzlich ein falscher Grundpreis berechnet. Ein Preissprung, den ich nicht nachvollziehen konnte. Mir kam es so vor, als wäre mir da ein falscher Preis untergeschummelt worden. Ich habe direkt beim Kundendienst angerufen, um mich zu beschweren, konnte dort aber niemanden erreichen. Am nächsten Tag kam eine standardisierte Mail vom Kundenservice, etwa mit den Worten ‚Hi Andrea, deine Meinung ist uns wichtig. Wir hoffen, dein Anliegen konnte gelöst werden.‘ Daraufhin folgte ein regelrechter E-Mail-Krimi.

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Ich habe die fehlerhafte Rechnung angemarkert, alles dezidiert aufgeschrieben und an Stadtenergie verschickt. Als Antwort bekam ich nur Kauderwelsch. Die Erklärungen waren sehr kompliziert. Ich hatte das Gefühl, man wollte gar nicht, dass ich es verstehe. Der Mailverkehr ging über Wochen, doch es kam zu keinem Ergebnis.

Stadtenergie reagierte erst nach Einschaltung der Schlichtungsstelle

Mitte Mai habe ich mich dann an die Schlichtungsstelle Energie gewendet. Und ein paar Tage später habe ich tatsächlich eine Rückzahlung erhalten. Allerdings nur von 30 Euro. In meiner Verzweiflung habe ich daraufhin einen Beschwerde-Post auf der Seite der Stadtenergie auf der Plattform LinkedIn abgesetzt. Und siehe da, am nächsten Tag habe ich einen Anruf von der Stadtenergie bekommen. Man sei dort auf meinen Post aufmerksam geworden und wolle eine Lösung finden. Ich habe mich so veräppelt gefühlt.

Nachdem ich dann wieder alle Unterlagen eingereicht hatte, wurde mir nach 24 Stunden die korrigierte Rechnung geschickt. Mitte Mai lagen dann auch die knapp 600 Euro auf meinem Konto. Eine Erklärung, wie es zu diesem Fehler gekommen ist, habe ich bis heute nicht bekommen.

„Ich habe für mein Recht gekämpft – und gewonnen“

Wenn ich daran denke, in welch einer Verfassung ich kurz nach dem Tod meines Mannes war, bin ich erstaunt darüber, wie ich diese Monate durchgestanden habe. Dabei geht es mir weniger um das Geld, als um den Umgang mit Menschen. Ich habe für mein Recht gekämpft – und gewonnen.“

Anm. d. Red.: Der vollständige Name von Andrea L. ist uns bekannt. Der Redaktion liegt der Mailverkehr mit Stadtenergie vor.

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