Witten. Bangen um Hunderte Jobs: Beschäftigten droht monatelange Ungewissheit. Was die ZF-Zentrale zum Personalabbau und möglichen Kündigungen sagt.

Der Friedrichshafener Technologiekonzern ZF zieht sich weitgehend aus dem Ruhrgebiet zurück. Das Automotive-Werk in Gelsenkirchen will ZF zum Ende des Jahres schließen, im Wittener Getriebewerk droht ein deutlicher Stellenabbau. Bereits seit März hat das Unternehmen seine Beschäftigten in Witten in Kurzarbeit geschickt, derzeit verhandelt es mit der Arbeitnehmerseite über eine neue, mutmaßlich deutlich schlankere Struktur des Werkes, in dem Großgetriebe für industrielle Anlagen und Bauteile für Windkraftanlagen gefertigt werden.

Bis die rund 600 Beschäftigten Klarheit haben, ob sie ihre Jobs behalten oder verlieren, kann es noch lange dauern. Ziel sei es, „möglichst schnell ein Neukonzept zu erarbeiten“, erklärte die ZF-Zentrale in Friedrichshafen auf unsere Nachfrage. Musste aber einräumen: „Einen konkreten Zeitplan für das weitere Vorgehen gibt es nicht, wir sprechen hier durchaus über die nächsten Wochen und Monate.“ Für die Beschäftigten eine Zeit der Ungewissheit.

Große Sorgen um ZF-Windkraft-Großgetriebe aus Witten

Die Windkraft-Bauteile und das Windkraft-Servicegeschäft gelten in Witten als die größten Sorgenkinder. „Perspektivisch nicht wettbewerbsfähig“, heißt es. Betriebsratschef Frank Blasey bangt um Hunderte der 600 Arbeitsplätze, wie er unserer Redaktion sagte. Blieben nur die Industriegetriebe, würde ein Drittel der Belegschaft dafür reichen.

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Zum möglichen Ausmaß des Personalabbaus wurde ZF auf Anfrage nicht konkret, betonte, der künftige Personalbedarf ergebe sich aus dem Zukunftskonzept, das noch erarbeitet werde. Der Autozulieferer, der auch Komponenten für Lkw, Schiffe, Seilbahnen, Windgetriebe und Industrieanlagen entwickelt und fertigt, versicherte, Ziel sei es, „Personalreduzierungen – falls sie notwendig werden – über sozialverträgliche Maßnahmen wie etwa Altersteilzeit zu erreichen“.

Betriebsbedingte Kündigungen wolle man vermeiden, sagte ein ZF-Sprecher, betonte mit Blick auf das Werk in Witten aber auch, ZF könne sie „angesichts der aktuellen Situation aber nicht ausschließen“.

ZF-Chef Klein blickt pessimistischer in die Zukunft als die Konjunkturforscher

ZF steckt in der Krise, hat zuletzt seine Jahresprognosen für Umsatz und Gewinn senken müssen. Das Unternehmen geht davon aus, dass es im zweiten Halbjahr eher noch schlimmer wird und rechnet auch nicht mit der von Konjunkturforschern erwarteten Verbesserung im kommenden Jahr, wie ZF-Chef Holger Klein am Mittwoch bei der Vorlage der Halbjahresbilanz sagte.

Die Friedrichshafener hatten jüngst angekündigt, bis 2028 zwischen 11.000 und 14.000 ihrer rund 54.000 Arbeitsplätze in Deutschland streichen zu wollen. Welche der bundesweit 30 Standorte in welcher Größenordnung betroffen sein werden, ließ ZF-Chef Holger Klein offen, darüber werde gerade diskutiert, sagte er vor Journalisten. Weltweit beschäftigt der Technologie-Riese rund 168.000 Menschen in 31 Ländern.

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