Oberhausen. Die Volkswagen-Tochter MAN Energy Solutions wird umbenannt. Der historische Markenname MAN soll verschwinden. Das hat Gründe.
Vor sechs Jahren sind in Oberhausen schon einmal die Firmenschilder am Gelände der einstigen Gutehoffnungshütte ausgewechselt worden. Auf den Fahnen, die vor den Werkstoren des Anlagen- und Großmotorenherstellers aus dem Volkswagen-Konzern wehten, verschwand plötzlich der Name Diesel. Auch auf neuen Visitenkarten stand anstelle von „Diesel & Turbo“ nun der Zusatz „Energy Solutions“ neben dem Logo von MAN. In einigen Monaten soll es eine erneute Umbenennung des Unternehmens geben. Diesmal verschwindet voraussichtlich auch die traditionsreiche Marke MAN. Ein neuer Name wird noch gesucht.
Wie der Industriekonzern mit seinen rund 14.000 Beschäftigten heißen soll, werde gerade mit Hilfe professioneller Agenturen entwickelt, heißt es in der Firmenzentrale in Augsburg. Im Laufe des nächsten Jahres will die VW-Tochter mit dem Namen an die Öffentlichkeit gehen.
„MAN Energy Solutions wird sich umbenennen und den historischen Markennamen ,MAN‘ ablegen“, teilte das Unternehmen vor wenigen Tagen der Belegschaft mit. „Der Vorstand zieht damit die Konsequenz aus der 2018 begonnenen Transformation des Unternehmens zu einem Lösungsanbieter für industrielle und maritime Dekarbonisierungs-Technologien. Dieser Wandel wird künftig auch in einem neuen Namen sichtbar werden.“
Unternehmen will dem „Erbe Rudolf Diesels treu bleiben“
In der Öffentlichkeit wird MAN derzeit insbesondere als Lkw-Marke wahrgenommen. Uwe Lauber, der Vorstandschef von MAN Energy Solutions, betont indes, wofür sein Unternehmen steht: „Unsere Motoren können mit klimaneutralen Kraftstoffen betrieben werden. Wir rüsten Schiffe und Kraftwerke auf den klimaneutralen Betrieb um. Unsere Großwärmepumpen ersetzen Kohlekraftwerke und stellen Wärme und Kälte für Kommunen und Unternehmen bereit. Wir helfen Branchen wie der Zementindustrie bei der Abscheidung von CO2, und wir sind ein Treiber des weltweiten Wasserstoffhochlaufs.“
MAN Energy Solutions wolle dem „innovativen Erbe Rudolf Diesels treu bleiben“, betont Lauber, aber „das Gesicht des Unternehmens“ habe sich geändert. „Wir sind ein neues Unternehmen geworden, und es ist an der Zeit, dies auch durch einen neuen Namen zum Ausdruck zu bringen.“ Der neue Unternehmensname, der im Laufe des Jahres 2025 öffentlich vorgestellt werden solle, werde indes „keine Auswirkungen auf das Produkt- und Serviceportfolio“ von MAN Energy Solutions haben.
Eine Wurzel von MAN Energy Solutions: die Gutehoffnungshütte
In früheren Jahren stand der Anlagenbauer zwischenzeitlich auf der Verkaufsliste des Volkswagen-Konzerns. Derzeit läuft eine Vereinbarung mit VW, die einen Verbleib von MAN Energy Solutions im Konzern bis Ende 2026 sicherstellt. Der Anlagenbauer hat traditionell ein starkes Standbein im Ruhrgebiet. In Oberhausen gehören rund 1600 Beschäftigte zur Belegschaft.
MAN Energy Solutions ist aus mehreren traditionsreichen Firmen hervorgegangen. Einen Grundstein legte die Gründung der Eisenhütte St. Antony, der Keimzelle der Eisen- und Stahlindustrie im Ruhrgebiet, im Jahr 1758. Aus dieser entwickelte sich 1873 – nach zahlreichen Zusammenschlüssen mit anderen Hüttenbetrieben – die Gutehoffnungshütte (GHH) in Oberhausen. In Augsburg entstand im Jahr 1840 die Sander’sche Maschinenfabrik, gegründet von Ludwig Sander. Nach mehreren Fusionen ging aus ihr 1908 die Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg hervor – kurz: MAN.
Weitere Texte aus dem Ressort Wirtschaft finden Sie hier:
- Thyssenkrupp: Sorgen um historisches Großprojekt in Duisburg
- Billigmode: KiK-Chef Zahn: „Eine Riesensauerei, was da gerade passiert“
- Standort Ruhrgebiet: Verlässt Evonik Essen? Konzern erwägt Umzug
- HKM: Investor greift nach Thyssenkrupp-Tochter HKM: Was er vorhat
- Vonovia: Toter lag über zwei Jahre unbemerkt in seiner Wohnung in NRW