Frankfurt. .
Ein Großaktionär von Hochtief nimmt das Übernahmeangebot des spanischen Baukonzerns ACS an. Derweil will Hochtief-Chef Herbert Lütkestratkötter mit ACS über die feindliche Übernahme reden.
Der US-Finanzinvestor Southeastern Asset Management erklärte am Donnerstag, zwei Millionen Hochtief-Anteile an ACS verkaufen zu wollen. Das ist etwa die Hälfte seines Anteils von derzeit 4,8 Prozent an dem größten deutschen Baukonzern aus Essen. Das verbesserte Angebot von ACS biete „einen besseren Preis, der den eigentlichen Wert von Hochtief widerspiegelt“, erklärte der Finanzinvestor, der auch an ACS beteiligt ist.
ACS hatte sein Angebot für Hochtief am Mittwoch erhöht: Das spanische Unternehmen bietet nun neun statt bisher acht eigene Aktien für fünf Anteilsscheine von Hochtief.
Kritik am Essener Baukonzern
Southeastern Asset Management kritisierte die Führung von Hochtief scharf. Der gerade vereinbarte Einstieg des Emirats Katar bei dem Baukonzern mit knapp zehn Prozent habe „den Wert des Unternehmens für die Anteilseigner deutlich gesenkt“. Dies habe Southeastern Asset Management der Hochtief-Führung zunächst in einem Schreiben mitgeteilt. Auch nach einem anschließenden Gespräch bleibe der Investor aber „unzufrieden“. Es sei zu befürchten, die Kunden von Southeastern Asset Management durch künftige Entscheidungen von Hochtief Risiken ausgesetzt sein könnten.
Derweil zeigt sich Hochtief-Chef Herbert Lütkestratkötter kooperativ. Er ist zu Gesprächen mit der spanischen ACS über Einzelheiten ihres unwillkommenen Übernahmeangebots bereit. „Es wird in Kürze Gespräche geben“, sagte Lütkestratkötter vor dem Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten. Dabei solle es um den Wert der Zusagen der Spanier in ihrer gut 1200 Seiten starken Offerte gehen, etwa zum Erhalt der Börsennotiz von Hochtief oder zur Frage des Firmensitzes. Damit signalisiert der Chef des Essener Baukonzern, dass er eine Übernahme offenbar nicht kategorisch ablehnt.
Lütkestratkötter: Keine Chance für Offerte
Lütkestratkötter ließ allerdings durchblicken, dass er auch der aufgebesserten Offerte von ACS keine Chance gibt. „Der Markt hat gesagt, dass auch dieses nachgebesserte Angebot unzureichend erscheint“, sagte er und verwies damit auf die Kursentwicklung am Mittwoch. Nachdem die Aktie da auf 65,72 Euro geklettert ist, liegt die Tauschofferte von ACS rechnerisch noch immer unter dem Hochtief-Börsenkurs. ACS hält schon gut 27 Prozent und will mit der Offerte die Marke von 30 Prozent überspringen, was den Spaniern ein späteres Pflichtangebot ersparen würde.
Der Hochtief-Chef bekräftigte, dass er gegen die Übernahme nicht auf Gedeih und Verderb kämpfen wird: „Wir werben natürlich darum, dass die Aktionäre bei uns bleiben. Aber ich werde nicht Aktionärsvermögen durch stumpfsinnige Abwehrmaßnahmen zerstören.“ Weder der Einstieg des Scheichtums Katar noch die Ankündigung eines neues Anlaufs zum Verkauf oder Börsengang der Flughafensparte Hochtief Concessions 2011 habe jedoch etwas mit dem Übernahmeangebot zu tun, beteuerte er. „Das ist keine Verzweiflungstat. Ich tue Dinge, die für Hochtief gut sind.“
Vertrauen in Katar
Die Zeichnung einer Kapitalerhöhung um zehn Prozent durch Katar hatte Kritik bei anderen Investoren hervorgerufen. Am Mittwoch hatte sich Lütkestratkötter mit dem Chef der Qatar Holding getroffen, die sich auch als Vermittler zwischen ACS und Hochtief sieht. Zum Inhalt des Gesprächs wollte er sich nicht äußern. Dass der neue Investor am Ende zu ACS überläuft, mag sich der 60-Jährige nicht vorstellen. Katar verfolge mit dem Einstieg strategische Ziele und wolle von deutschem Know-how zum Ausbau der Infrastruktur im Golfstaat profitieren, sagte er. „Ich glaube nicht im Geringsten, dass sich Katar mit dem Gedanken trägt, seine Aktien wieder zu verkaufen.“