Düsseldorf. .

Rückschlag für den Hochtief-Kaufinteressenten ACS. Das Emirat Katar steigt beim Essener Baukonzern ein und macht so die Übernahme schwieriger. Hochtief dementiert jedoch offiziell, dass es sich um eine Giftpille handelt .

Der spanische Baukonzern ACS hat bei seinen Plänen zur Übernahme von Hochtief einen schweren Rückschlag erlitten. Deutschlands größter Baukonzern kündigte am Montag eine Kapitalerhöhung um zehn Prozent an. Die Aktien werden zum Preis von rund 400 Millionen Euro vom Staatsfonds des Emirats Katar übernommen, das damit zum zweitgrößten Hochtief-Aktionär aufsteigt.

Die Kapitalerhöhung verwässert den Anteil von ACS am deutschen Traditionsunternehmen von knapp 30 auf gut 27 Prozent und soll noch in diesem Monat vollzogen werden. Ob die Qatar Holding, die damit künftig 9,1 Prozent am Essener Traditionsunternehmen hält, weitere Aktienzukäufe plant, blieb zunächst offen. Auf jeden Fall könnte sie nun im Eigentümerkreis ein Gegengewicht gegen ACS bilden.

Hochtief dementiert Giftpille

Hochtief-Chef Herbert Lütkestratkötter sagte allerdings, die Kapitalerhöhung sei nicht als Abwehrmaßnahme gegen ACS gedacht. Von einer „Giftpille“ könne keine Rede sein. Vielmehr wolle der Konzern eine strategische Chance nutzen. Mit dem neuen Anteilseigner könne der Konzern künftig noch stärker von dem Bauboom im Emirat profitieren, der nun noch einmal durch die Fußballweltmeisterschaft 2022 angeheizt werde. Erste Gespräche mit Katar habe es bereits im Frühjahr gegeben.

Diese Erklärung schien Lütkestratkötter wohl nötig. Denn das Wertpapierübernahme-Gesetz verbietet der Konzernführung grundsätzlich Handlungen, „durch die der Erfolg des Angebots verhindert werden könnte“. Zwar gibt es hier Ermessensspielräume, doch muss der Vorstand vorsichtig agieren.

Weitere Kapitalerhöhungen möglich

Die zusätzlichen Finanzmittel will Hochtief vor allem für die geplante Expansion in Indien und Kanada sowie den Ausbau des Windkraftgeschäfts in Nord- und Ostsee nutzen. Lütkestratkötter betonte, zu der Einigung mit dem Emirat hätten insbesondere das hohe Ansehen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundespräsident Christian Wulff beigetragen.Grünes Licht für die Kapitalerhöhung gab der Ad-hoc-Ausschuss des Hochtief-Aufsichtsrats, in dem ACS nicht vertreten ist. Insgesamt übernimmt Katar knapp sieben Millionen Aktien zum Ausgabepreis von je 57,114 Euro. Der Kaufpreis lag damit deutlich unter dem aktuellen Börsenkurs, der am Montagmittag bei 62,50 Euro lag. Ein derartiger Abschlag auf den aktuellen Kurs sei bei solchen Geschäften üblich, sagte Lütkestratkötter.

Die nun beschlossene Kapitalerhöhung muss nicht die letzte gewesen sein. Nach den Beschlüssen der vergangenen Hauptversammlung hat der Konzern noch die Möglichkeit zu weiteren Kapitalerhöhungen im Umfang von noch einmal 20 Prozent des bisherigen Aktienkapitals. Derzeit gebe es zwar keine Planungen für weitere Kapitalmaßnahmen, sagte Lütkestratkötter. Doch betonte er auch: „Wir können sehr schnell entscheiden, sollte jemand mit einer weitergehenden Idee auf uns zukommen.“

Von ACS war zunächst keine Stellungnahme zur Kapitalerhöhung zu erhalten. Der spanische Baukonzern hatte in der vergangenen Woche offiziell ein feindliches Übernahmeangebot für den Essener Konkurrenten vorgelegt. (dapd)