Düsseldorf. .

Die Abwehrschlacht des Baukonzerns Hochtief geht in eine neue Runde. Der spanische Baukonzern ACS erhöht sein Angebot . Die Essener pochen jedoch auf ihre Unabhängigkeit.

Der spanische Baukonzern ACS erhöht sein Angebot für Hochtief. ACS biete nun neun statt bisher acht eigene Aktien für fünf Anteilsscheine von Hochtief, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Der spanische Konzern ist mit bislang knapp 30 Prozent größter Einzelaktionär von Hochtief und will seinen Anteil auf rund 50 Prozent steigern.

Hochtief hatte sich am Morgen offiziell gegen die Übernahme ausgesprochen und seinen Aktionären empfohlen, das Angebot abzulehnen. Das Angebot sei aus finanzieller Sicht nicht angemessen und es sei nicht zu erkennen, wie eine Übernahme durch ACS die Wettbewerbsposition von Hochtief verbessern könne, erklärte Hochtief.

„Nicht im Interesse der Gesellschaft“

Vorstand und Aufsichtsrat von Hochtief empfahlen den Anteilseignern, die ACS-Offerte abzuschmettern. Voraussetzung für den Erfolg des Konzerns sei seine Unabhängigkeit, betonte Hochtief-Chef Herbert Lütkestratkötter. Bei den Anteilseignern stößt das ACS-Angebot bislang nicht auf viel Gegenliebe: Zwei Wochen nach Veröffentlichung der Offerte wurden ACS nur 277 Hochtief-Aktien angedient.

„Das Tauschangebot von ACS wurde unaufgefordert unterbreitet und weder mit dem Vorstand noch dem Aufsichtsrat abgestimmt“, erklärte Hochtief. „Vorstand und Aufsichtsrat sind der Auffassung, dass das Tauschangebot nicht im Interesse der Gesellschaft, der Hochtief-Aktionäre und der Arbeitnehmer der Hochtief-Gruppe liegt, und können die Annahme des Tauschangebots den Hochtief-Aktionären daher nicht empfehlen.“ Die Unabhängigkeit mache Hochtief „stark und erfolgreich“, unterstrich Hochtief-Chef Lütkestratkötter: „Und das soll auch in Zukunft so bleiben.“ Hochtief wolle 2013 ein Vorsteuerergebnis von mehr als einer Milliarde Euro aus dem laufenden Geschäft erzielen, bekräftigte er.

Katar-Einstieg erschwert Übernahme

Hochtief wehrt sich bereits seit Wochen gegen eine Übernahme durch ACS. Analysten sehen allerdings wenig Chancen für die Essener, diese letztlich abwehren zu können. Deutschlands größter Baukonzern hatte zuletzt das Emirat Katar als neuen Großaktionär gewonnen und verspricht sich dadurch zahlreiche neue Aufträge – auch im Rahmen der Fußball-Weltmeisterschaft, die Katar 2022 ausrichten soll. Der Wüstenstaat bildet nun ein Gegengewicht zu ACS, durch die Kapitalerhöhung, mit der Hochtief das Emirat ins Boot geholt hat, wird der ACS-Anteil an dem Essener Konzern zudem verwässert und eine Übernahme erschwert.

Der Konzern warnte seine Anteilseigner vor Risiken, die Hochtief als Teil von ACS drohen könnten. So könnten die US-Töchter Marktanteile verlieren, da sie sich nach Ausschreibungsvorschriften in Nordamerika nicht für Projekte bewerben dürften, bei denen bereits ACS-Gesellschaften den Hut in den Ring geworfen haben. Zudem könnten Finanzierungs- und Projektverträge in Gefahr geraten, wenn Hochtief einen neuen Eigner bekomme, bekräftigte der Konzern. Die Finanzierung von Hochtief könne sich bei einer Übernahme zudem verteuern, da ACS viel höher verschuldet sei als Hochtief selbst. Auch drohten negative steuerliche Konsequenzen.

Zerschlagung befürchtet

Zudem zweifelte Hochtief an Erklärungen von ACS, den Konzern nicht zerschlagen zu wollen. ACS hatte immer wieder betont, die Gruppe erhalten und einen weltweit tätigen Infrastrukturkonzern schmieden zu wollen.

ACS hatte am 1. Dezember ein Übernahmeangebot für Hochtief vorgelegt, es läuft bis zum 29. Dezember. ACS bietet jeweils acht eigene Aktien im Tausch gegen fünf Hochtief-Anteile. Der spanische Konzern, der vor dem Einstieg des Emirats Katar bei Hochtief 29,98 Prozent der Anteile hielt, will damit die Marke von 30 Prozent überspringen und später weitere Aktien über die Börse zukaufen, um die Mehrheit an dem Bauriesen übernehmen zu können. Bis zum Dienstagabend um 18.15 Uhr mitteleuropäischer Zeit sei das Tauschangebot für insgesamt 277 Hochtief-Aktien angenommen worden, teilte ACS am Mittwoch im Internet mit. „Dies entspricht einem Anteil von 0,00036 Prozent des Grundkapitals und der Stimmrechte von Hochtief.“ Die Aktien beider Unternehmen notierten am Morgen nahezu unverändert. (rtr/afp)