Essen. .

Nach der Korruptionsaffäre verordnet Ferrostaal-Vorstandschef Jan Secher dem Traditionskonzern einen Sparkurs. Auch das Kultur-Sponsoring soll auf den Prüfstand.

Als Ort für seinen ersten Auftritt als Ferrostaal-Chef hatte Jan Secher ausgerechnet die Essener Philharmonie ge­wählt. Im mit feinen Stoffmalereien geschmückten „gelben Saal“ präsentierte sich der schwedische Manager im Frühjahr als neuer Mann an der Konzernspitze. Nun zeichnet sich mehr und mehr ab, welche Pläne Secher für Ferro­staal hat. Der Manager verordnet dem Traditionskonzern einen drastischen Sparkurs, den auch die Essener Philharmonie zu spüren bekommt.

Noch immer leidet Ferro­staal unter den Folgen einer Korruptionsaffäre. Secher setzt nun zum Befreiungsschlag an. Wie aus Konzernkreisen verlautete, plant er einen radikalen Umbau des Industrie- und Handelskonzerns. Geplant sei, bis zu 500 der 4400 Arbeitsplätze zu streichen. Dies soll Einsparungen von rund 50 Millionen Euro pro Jahr einbringen.

Kultur auf dem Prüfstand

Auch Kürzungen beim Kultur-Sponsoring sind Teil des Sparkurses. „Wir stellen unser Kultur-Sponsoring auf den Prüfstand“, sagte Ferrostaal-Sprecherin Maria Lahaye-Geusen. In der Vergangenheit hatte insbesondere die Essener Philharmonie von der Unterstützung des Unternehmens profitiert. Sechers Vorgänger Matthias Mitscherlich gilt als einer der großen Förderer des Konzerthauses und ist nach wie vor Mitglied des Philharmonie-Kuratoriums.

Ferrostaal hatte unter anderem für einzelne Konzerte zahlreiche Karten gekauft, um Kunden und Geschäftspartner einzuladen. Diese Praxis soll sich nun ändern. „Wir werden Konzerte im nächsten Jahr nicht als Plattform für Events mit Kunden und Geschäftspartnern nutzen“, teilte die Konzernsprecherin mit. Zur Begründung verwies sie unter anderem auf den bevorstehenden Stellenabbau. Außerdem seien viele Kunden von Ferrostaal im Ausland – etwa in Algerien, Chile oder Venezuela. Mehrheitseigentümer von Ferrostaal ist die arabische Investmentgesellschaft IPIC.

Sponsor von Manchester City

Pikant: Ferrostaal ist auch Sponsor des britischen Fußballvereins Manchester City. Die Konzernsprecherin betonte, Ferrostaal wolle weiterhin die Wurzeln in der Region pflegen. Der Konzern sei und bleibe Mitglied im Initiativkreis Ruhr und werde sich auch künftig „in angemessener Weise“ für das Klavierfestival Ruhr engagieren. Bestehenden Verpflichtungen im Kultur-Sponsoring werde Ferro­staal nachkommen.

So taucht Ferrostaal auf der Internet-Seite der Philharmonie nach wie vor auf der Liste der Förderer auf. Auch unter dem Programm für den Auftritt von Star-Geigerin Anne-Sophie Mutter, die im März in Essen Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ spielen soll, steht: „Gefördert von der Ferrostaal AG“.