Essen. Von der Pleite des Arcandor-Konzerns sind tausende weitere Mitarbeiter betroffen. Das Unternehmen beantragte am Mittwoch nach eigenen Angaben die Insolvenz für 15 weitere Tochtergesellschaften. Derweil wachsen bei Arcandor die Sorgen um den Versandhändler Quelle.

Der Handels- und Touristikkonzern Arcandor hat weitere Gesellschaften in den Strudel seiner Insolvenz gezogen. Arcandor stellte am Mittwoch beim Amtsgericht in Essen für 15 weitere Tochtergesellschaften mit insgesamt 6.700 Mitarbeitern Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. Die Anträge seien wirtschaftlich geboten und strategisch sinnvoll, erklärte Arcandor. Damit steigt die Zahl der in Deutschland betroffenen Arcandor-Beschäftigten auf rund 50.000.

Betroffen sind vor allem Gesellschaften, die Dienstleistungen oder andere Leistungen nahezu ausschließlich für die bereits insolventen Kernunternehmen erbringen. Insolvenz wurde angemeldet für: Corporate Service Group GmbH (Koordination weltweiter Einkauf), Primondo Operations GmbH mit ihren angeschlossenen neun Gesellschaften der Logistik und der Call Center, die Primondo Management Service GmbH, die Foto Quelle GmbH, die Profectis GmbH (technischer Kundendienst) sowie die Europapier (Belgien).

Am 9. Juni hatten die Arcandor AG, die Primondo GmbH, die Quelle GmbH sowie die Karstadt Warenhaus GmbH Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beim Essener Amtsgericht eingereicht.

Weiterhin nicht betroffen von der Insolvenz ist der Reiseveranstalter Thomas Cook, der TV-Shoppinganbieter HSE 24 und der Primondo Spezialversand.

Bei Quelle drohen Geldströme zu versiegen

Derweil sorgt sich der Essener Reise- und Handelskonzern Arcandor um seinen Versandhändler Quelle, der bereits Gläubigerschutz beantragt hat. Hier drohten die Geldflüsse zu versiegen, falls die Essener Valovis Bank, die für Quelle Geld eintreibe und weiterleite, keine Bürgschaft über 50 Millionen Euro erhalte, erfuhr die WAZ-Gruppe aus dem Unternehmensumfeld. „Noch niemand hat durchgeplant, wie man das auffangen könne”, hieß es.

Die Bürgschaft könne vom Staat oder von Banken kommen. Arcandors vorläufiger Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg habe deswegen bereits in Berlin und München vorgefühlt. Ein Arcandor-Sprecher äußerte sich dazu nicht näher. „Wir suchen für Quelle intensiv nach einer Lösung”, sagte er lediglich.

Beim langjährigen Konzern-Sorgenkind Karstadt, das auch Insolvenz beantragt hat, laufe das Geschäft „nahezu normal”, sagte Görgs Sprecher, Thomas Schulz, der WAZ-Gruppe. „Die Warenhaus-Filialen sind gut besucht. Jeden Tag kommt genug Geld rein. Karstadt braucht keinen Massekredit.” Mit so einem Kredit kann ein Insolvenzverwalter die Geschäfte zunächst am Laufen halten. (jgr/ap/sb)

Spezial: Arcandor in der Krise