Berlin. .
Lohnverzicht war gestern, nun fordern die Gewerkschaften ihren Teil des Aufschwunges. „Jetzt sind unsere Leute dran“, gibt sich DGB-Chef Michael Sommer kämpferisch.
Der Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes Michael Sommer hat angesichts des wirtschaftlichen Aufschwungs höhere Löhne für die Arbeitnehmer gefordert. „Es kann nicht sein, dass die Beschäftigen vielfach für die Krise bezahlen“, sagte Sommer dem „Hamburger Abendblatt“ (Montagausgabe) laut Vorabbericht. Die Arbeitnehmer hätten durch Kurzarbeit auf Lohn verzichtet. Zudem hob Sommer die „moderate Lohnpolitik“ der Gewerkschaften in den vergangenen Jahren hervor. „Aber im Aufschwung halten wir uns nicht mehr zurück“, sagte Sommer und kündigte an: „Jetzt sind unsere Leute mal wieder dran.“
Sommer warf den Unternehmen Missbrauch der Leiharbeit vor. „Wir konnten nicht verhindern, dass Unternehmen die Leiharbeit mittlerweile als zentrales Instrument der Lohndrückerei missbrauchen“, sagte der DGB-Chef. Jetzt sei der wirtschaftliche Aufschwung da, und dennoch würden die Arbeitnehmer in Leiharbeit und prekäre Arbeitsverhältnisse gezwungen. „Das werden wir nicht weiter zulassen.“ Gleichzeitig forderte Sommer erneut einen gesetzlichen Mindestlohn auch in der Leiharbeit. „Und wir müssen den Grundsatz durchsetzen: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“, sagte Sommer.
Streit in der Stahlbranche deutet sich an
Am Freitag hatte die IG Metall für die anstehende Stahltarifrunde auf die Lohnforderung festgelegt. Sechs Prozent mehr sollen es für die Stahlarbeiter sein. Die Arbeitgeber wiesen die Forderung umgehend zurück: „Nach dem tiefsten und brutalsten Einbruch der jüngeren Wirtschaftsgeschichte steht der Aufschwung noch auf wackeligen Beinen“, schrieb der Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Martin Kannegiesser, in einem Beitrag für die „Bild am Sonntag“. Zunächst müsse die Stabilisierung von Betrieben und Beschäftigung fortgeführt werden. „In diesen Sinne ist unser Tarifabschluss vom März angemessen und vertretbar - zwei Pauschalzahlungen für dieses Jahr und ab Frühjahr 2011 eine Erhöhung von 2,7 Prozent.“
Der Vorsitzende der IG Metall, Berthold Huber, verteidigte hingegen die Lohnforderung. „Arbeitnehmer müssen etwas vom Aufschwung abbekommen“, schrieb Huber in der „Bild am Sonntag“. Höhere Löhne seien gerecht und gut für die Konjunktur. „Für die Beschäftigten der Stahlindustrie fordern wir einen fairen Anteil: sechs Prozent.“ Darüber hinaus müssten auch Leiharbeiter und Niedriglöhner in der Branche mehr Geld bekommen. (rtr/afp)