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Neue Hiobsbotschaft für das Essener Unternehmen Ferrostaal. Der arabische Staatsfonds will offenbar aussteigen und zieht vor ein Schiedsgericht. Zudem will Ferrostaal weltweit 400 bis 500 Stellen abbauen, wie aus Ferrostaals Umfeld verlautete.

Noch kämpft der Essener Industriedienstleister Ferrostaal mit den Folgen eines Schmiergeld-Skandals, da kommt schon die nächste Hiobsbotschaft. Der arabische Haupteigentümer IPIC, ein Staatsfonds aus dem Emirat Abu Dhabi, scheint nach wenigen Jahren bei den Essenern aussteigen zu wollen.

Der Staatsfonds reichte nun eine entsprechende Schiedsklage ein, wie ein Sprecher des Lastwagen-Bauers MAN sagte. MAN, ebenfalls von einer Korruptionsaffäre gebeutelt, gehört noch ein 30-Prozent-Anteil an Ferrostaal. Es kursieren allerdings Spekulationen, dass IPIC gar nicht aussteigen will, sondern nur den Preis für das restliche Ferrostaal-Anteilspaket drücken möchte – das weiterhin MAN gehört, aber das IPIC bald kaufen soll. Warum das? Dazu muss man wissen, dass der Münchner Lkw-Konzern 2007 IPIC einen 70-Prozent-Anteil an Ferrostaal verkaufte. Und sich das – vertraglich vereinbarte – Recht vorbehielt, dem arabischen Staatsfonds die restlichen Ferrostaal-Aktien anzudienen. Sprich: zu verkaufen. Das tat MAN schließlich vorigen Januar.

Doch IPIC will die restlichen 30 Prozent an Ferrostaal nicht kaufen. Der Abu-Dhabi-Fonds begründet das mit den Er­mittlungen bei Ferrostaal we­gen des Korruptionsskandals. IPIC fühlt sich von MAN ungenügend über die Schmiergeldaffäre informiert. Zu­dem will der arabische Investor mit diesem Schritt vor ein deutsches Schiedsgericht ziehen, um seine Interessen zu wahren und zu vermeiden, dass sich mögliche Ansprüche zum 1. Oktober verjähren.

MAN aber findet, dass es für die Weigerung des Staatsfonds „keine Rechtsgrundlage“ gibt. Die Münchner wollen dennoch die Unstimmigkeiten nicht eskalieren lassen. „Wir bleiben optimistisch, eine einvernehmliche Lösung zu finden“, sagt der MAN-Sprecher.

Ferrostaal selbst hält sich angesichts der Streitigkeiten zwischen MAN und IPIC bedeckt. „Das ist ein Thema der Eigentümer, daher kann Ferrostaal dazu keine Stellung nehmen“, sagt ein Sprecher.

Schmiergeld gezahlt

Ferrostaal plant und baut als Generalunternehmer Anlagen – unter anderem in den Bereichen Petrochemie, Öl, Solar- sowie Gas-Kraftwerke und Industrieanlagen. Das Unternehmen ist im In- und Ausland tätig. Die Staatsanwaltschaft Mün­chen vermutet, dass der Ruhrgebietskonzern jahrelang bei Auslandsgeschäften Schmiergelder zahlte. Ferro­staal droht ein Millionen-Bußgeld. Zudem will der Konzern weltweit 400 bis 500 Stellen abbauen, wie aus Ferrostaals Umfeld verlautete. Derzeit hat das Unternehmen etwa 4400 Beschäftigte. Zudem prüft Ferrostaal mit Unternehmensberatern, welche Geschäftsfelder verkauft werden können. Bis zum Jahresende soll die neue Strategie stehen.

Ferrostaals Geschäft leidet unter den Folgen des Korruptionsskandals – unter anderem musste Konzernchef Matthias Mitscherlich gehen; seit Juni sitzt der Schwede Jan Secher im Chefsessel. Zudem dürfte der Jahresumsatz dem Vernehmen nach um 20 bis 25 Prozent wegbrechen: Ferrostaal spürt die Weltwirtschaftskrise.