Essen. .

Der schwedische Manager Jan Secher wird Nachfolger von Ex-Konzernchef Matthias Mitscherlich beim Essener Unternehmen. Drei Wochen lang dauerte die Suche. Dem Vorgänger wurde fristlos gekündigt.

Als Matthias Mitscherlich sein Chefbüro beim Traditionskonzern Ferrostaal räumen musste, war noch nicht klar, wer ihm nachfolgen würde. Nach der Korruptionsaffäre drohte dem Essener Unternehmen auch noch ein Führungsvakuum. Knapp drei Wochen nach der Entlassung Mitscherlichs steht nun fest, wer Ferrostaal aus der Krise führen soll. Es ist der Schwede Jan Secher, der zuletzt im Londoner Büro des US-Finanzinvestors Apollo gearbeitet hatte. Erneut übernimmt also ein ausländischer, hierzulande eher unbekannter Manager einen Spitzenposten in der deutschen Wirtschaft.

Bevor der 52-jährige Manager in die Investorenszene wechselte, war er drei Jahre lang Vorstandschef des schweizerischen Chemiekonzerns Clariant. Weitere drei Jahre lang leitete er den Geldfarbenhersteller Sicpa.

Im Gegensatz zu Mitscherlich ist der Schwede Secher kaum in der deutschen oder nordrhein-westfälischen Wirtschaft vernetzt. Umso mehr betonte Ferrostaal-Aufsichtsrat Georg F. Thoma, wie international der neue Vorstandschef ist. Secher ist Wirtschaftsingenieur und spricht neben der schwedischen und englischen auch die deutsche Sprache. Seine Managerlaufbahn begann er beim Industriekonzern ABB, für den er unter anderem in Kanada, Japan und in den USA tätig war.

Mitscherlichs Vertrag fristlos gekündigt

Mit dem neuen Vorstandschef, der seine Arbeit offiziell Anfang Juni aufnimmt, seien „die Weichen für einen erfolgreichen Neuanfang sehr kurzfristig“ gestellt worden, erklärte Thoma, der von Amts wegen für die Suche nach Führungspersonal verantwortlich ist.

Anfang Mai hatte der Aufsichtsrat den Vertrag von Mitscherlich fristlos gekündigt. Der Manager war im Zuge von Korruptionsermittlungen gegen Ferrostaal unter Druck geraten. Die Staatsanwaltschaft München hat den Verdacht, dass bei Ferrostaal über Jahre hinweg systematisch Schmiergelder gezahlt und über Schein-Beraterverträge abgewickelt wurden. Dem Unternehmen, das mehrheitlich dem Staatsfonds IPIC aus Abu Dhabi gehört, droht ein Millionen-Bußgeld.

Ferrostaal gilt als Exportdrehscheibe der deutschen Industrie und macht seine Geschäfte unter anderem mit dem Bau von Küstenschiffen, U-Booten und Kraftwerken. Der arabische Staatsfonds hatte die Ferrostaal-Anteile vor einem Jahr vom Münchner Maschinenbaukonzern MAN übernommen. Die Investoren aus Abu Dhabi sind besonders an Projekten im Bereich der Energieindustrie interessiert.

Ferrostaal beschäftigt weltweit rund 4400 Mitarbeiter, knapp 1000 davon in Essen. Am kommenden Dienstag will sich Secher in einer Betriebsversammlung den Beschäftigten vorstellen. „Ich habe mir durch viele Gespräche bereits ein sehr gutes Bild des Unternehmens gemacht“, ließ er am Freitag schriftlich mitteilen.