Essen/Berlin. .
Karstadt-Investor Nicolas Berggruen ist am Ziel: Die Mietverträge sind unter Dach und Fach, der Kaufvertrag steht. Nun aber beginnt die eigentliche Arbeit.
Trotz aller Freude über das lang ersehnte grüne Licht für Karstadt-Käufer Nicolas Berggruen wird es nun ernst für die etwa 25 000 Karstadt-Mitarbeiter.
Am Freitag billigte das Essener Amtsgericht Karstadts Insolvenzplan. Am 30. September soll die in Essen ansässige Kaufhaus-Kette „schlüsselfertig“ an die Beteiligungsfirma Berggruen Holding des deutsch-amerikanischen Milliardärs übergeben werden. Das teilte Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg mit. Dann muss Berggruen die seit Juni 2009 zahlungsunfähige Traditionskette sanieren, damit sie im umkämpften deutschen Einzelhandel überleben kann.
Mitarbeiter feiern ihren Retter
Daher warnte der Investor vor zu viel Überschwang. Er sei über den Kauf „sehr glücklich“, aber dies sei nur der Anfang, sagte Berggruen bei einer Pressekonferenz vor Mitarbeitern in einer Karstadt-Filiale in Berlin.
Der bei der Belegschaft beliebte Milliardär suchte erneut die Nähe zu den Beschäftigten. „Ich sehe mich als Arbeiter für Karstadt, ich arbeite für euch“, sagte er. „Karstadt wird ein aufregendes Leben haben. Und ich bin irrsinnig glücklich, dabei zu sein.“
„Berggruen ist keiner, der nur Phrasen drischt. Er hilft uns wirklich“, sagte Andreas Werner, Mitarbeiter aus der Karstadt-Filiale in Wilmersdorf. Aus Prestigegründen habe er Karstadt sicher nicht gekauft, spielte Werner auf das angekratzte Image des Unternehmens an. „Dass Karstadt jetzt gerettet ist, ist ein unbeschreibliches Gefühl“, sagte Werner weiter.
Lob an von der Leyen
Berggruen lobte die Rolle von Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU), die mit ihm in Berlin auftrat, bei der Übernahme als „sehr wichtig und konstruktiv“. Sie habe eine „fantastische Diplomatie“ an den Tag gelegt. Das Arbeitsministerium hatte sich in die schwierigen Verhandlungen mit der Hauptvermieter-Gruppe Highstreet um die Deutsche Bank und Goldman Sachs eingeschaltet. Von der Leyen betonte, Karstadt sei „noch nicht über den Berg“. Berggruen brauche einen „langen Atem“. Sie dankte Karstadts Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg. Dank seiner „Umsicht und Standfestigkeit“ habe die in Warenhaus-Kette nun eine reelle Chance.
Görg wiederum – nach eigener Aussage „nun doch ein bisschen bewegt“ – lobte den Investor: „Berggruen und sein Team haben beharrlich, konsequent und verlässlich die Verhandlungen geführt. Diese Tugenden sollten sich auch für die Zukunft von Karstadt als wertvoll erweisen.“
Berggruen scheint derweil gute Kontakte auch zu anderen deutschen Politikern zu haben: Nach der Pressekonferenz mit der Arbeitsministerin aß er mit Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) zu Mittag.